Das böse Wort – Grund für Lebensmittelverschwendung enttarnt

Wenn man die öffentliche Diskussion um verschwendete Lebensmittel, die „Mülltaucher“, die Unmengen entsorgter (also weggeschmissener und verrotteter) Lebensmittel verfolgt, könnte man meinen, der Begriff des Mindesthaltbarkeitsdatums wäre das Problem. Weil der so negativ ist. Und weil alle glauben, danach wäre das Lebensmittel nicht mehr genießbar. In Wirklichkeit aber würde es mit Ablauf des MHD wohl erst so richtig lecker. Wer schon mal Chips nach dem MHD probiert hat, der weiß, wovon die Rede ist.

MHD Mindesthaltbarkeitsdatum - Name / Bezeichnung
MHD Mindesthaltbarkeitsdatum. Name und Wirkung.

Die heilbringende Lösung kommt aus England, wo ja auch das gute Essen herkommt, oder zumindest der Messias der Schulküchen: „Zu genießen bis zum …“, „Schmeckt gaaaanz gut bis zum …“ oder „Am besten vor dem xxxx essen“. Wunderbar, was für tolle Lösungen. Was soll daran denn besser sein? Sie etablieren genauso die Zweiteilung des Zeitraums in „guten Zeitraum“ und „bösen Zeitraum“. Das ändert an der Sache überhaupt nix. Es erinnert an die Umbenennung der Bundesschuldenverwaltung in Finanzagentur des Bundes. Hat die Schulden nicht signifikant reduziert.

MHD Mindesthaltbarkeitsdatum als Zeichen für Qualität
MHD Mindesthaltbarkeitsdatum als Zeichen für Qualität

Man könnte natürlich einen Schritt weiter gehen: Garantiezeit wäre eine Idee, aber mit Garantien wird man wohl nicht auf viel Gegenliebe bei den Lebensmittelherstellern stoßen. Oder man gibt einfach das Produktionsdatum und einen empfohlenen Zeitraum für den Verzehr an. Ändert am Grundprinzip wieder nichts, und wenn die Leute sehen, wie alt die Lebensmittel schon sind, wird das ihre Kauflust sicher nicht stimulieren, sondern eher abschrecken. Es ist doch viel schöner zu sehen, dass eine Wurst noch zwei Monate haltbar ist, als dass sie schon vor sechs Monaten produziert wurde und noch zwei Monate haltbar ist.

Und wenn man sich überlegt, wofür das MHD eingeführt wurde, dann war ein Grund wahrscheinlich exakt der, den es jetzt erfüllt: für einen gewissen Frischegrad und eine gewisse Unbedenklichkeit des Verzehrs von abgepackten Lebensmitteln sorgen. Die Ursachen für die Unmengen weggeworfener Lebensmittel liegen sicher weniger im MHD begründet als vielmehr in Convenience, Immerverfügbarkeit, überbordender Auswahl, Sortimentsbreite, niedrigen Lebensmittelpreisen und was weiß ich noch alles. Und das arme Wort soll jetzt schuld sein.

Vielleicht sollte man den Leuten einfach besser erklären, was das MHD bedeutet. Denn ein Missverstehen des Sachverhalts wird durch Umbenennen nicht ausgemerzt, es ist nur eine Umetikettierung. Eigentlich sollten die Hersteller und der Handel daran auch ein Interesse haben. Vielleicht ziehen ja mal alle an einem Strang? Dass Nachhaltigkeit, Brachialisolierung von Gebäuden und die GEZ gut sind, wurde ja schließlich auch allen beigebracht …

 

PS: Eine andere, recht deutsche Lösung wäre natürlich, einfach „best before“ zu verwenden. Ein super englischer Ausdruck, alle stellen sich was Schönes vor, und ein Teil versteht gar nix, perfekt.

PPS: Unter welchem Label wurden eigentlich in der EU traditionell die Lebensmittel vernichtet, wenn aufgrund der Planwirtschaft mal wieder zu viele produziert wurden?

 

Lieber extravagant als irrelevant – Kooperation Nomos – Roeckl

Nomos & Roeckl bleiben bei den ungewöhnlichen Pflanzennamen. Schon vor einigen Jahren hat Nomos ein unglaubliches Namenssystem für Sondermodelle der Damenarmbanduhr „Tetra“ gemacht. Die 16 tuchmatten Farben der Zifferblätter waren an das Aussehen von kleinen, wilden Blütenpflanzen angelehnt. So kam es zu wunderschönen deutschen Modellbezeichnungen (Chapeau den Namenserfindern!). Eine kleine Auswahl davon:

Jelängerjelieber, Tausendschön, Maßliebchen,
Hasenohr, Sumpfkratzdistel, Bärenfuß,
Flohkraut, Knabenkraut etc.

Im Sommer wurde diese Tradition wiederbelebt, und jetzt ist schon Herbst, aber thematisch passt es hier sehr gut. In einer Kooperation mit dem Münchener Handschuhhersteller Roeckl wurden Sets von Uhr und Handschuh entwickelt, die wieder sehr bemerkenswerte Namen tragen. Nomos formuliert es so: „Mit der Serie Tetra + Uhren in den Farben von Pilzen und Beeren, und Handschuhen in den gleichen Tönen verbeugen sie sich ein wenig vor der Manufakturkunst des anderen – und küssen ihren gemeinsamen Kundinnen rechts und links die Hand.“ Allerdings auch dieses Mal nur für Damen – warum eigentlich nicht auch für Herren?

Nomos Tetra Uhren und Handschuhe mit ungewöhnlichen Namen
Auswahl der Nomos Tetra Uhren und Handschuhe, © Nomos

So heißen die vier neuen Sondermodelle Burgundertrüffel, Erzgebirgsperle, Mäusedorn und Blasser Zonenmilchling. Produktnamen, die auffallen, erstaunen, berühren, Bilder wachrufen, und in Erinnerung bleiben.

Die Erklärung von Nomos hierzu:
„Diese vier Uhren der neuen Serie Tetra + gibt es samt Roeckl-Handschuhen zum Preis von 1.200 respektive 1.340 Euro im September im ausgesuchten Uhrenfachhandel. Woher der Unterschied kommt? Modell Burgundertrüffel und Modell Mäusedorn besitzen noch ein kleines Extra: Sie zeigen die hochfeinen Manufakturkaliber, die in ihnen ticken – durch einen Saphirglasboden. Blasser Zonenmilchling und Erzgebirgsperle hingegen kommen etwas schüchterner daher, mit Stahlboden. Wunderschön sind sie alle vier.“ Wer mehr wissen möchte – hier geht’s zu Nomos, und hier zu Roeckl.

Uhr von Nomos und Handschuh von Röckl in Anwendungssituation
Uhr und Handschuh in Anwendungssituation, © Nomos

 

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