Mia san hier – und Bairisch ist uns fremd

Hätte der FC Bayern doch geahnt, was uns da noch alles angetan wird, weil sie das „Mia san mia“ so in die Welt hinausgetragen haben. Ein Freund machte mich auf eine besonders kuriose Vermischung aus Hochdeutsch und Bairisch aufmerksam.

Wie viele ja wissen, tobt mittlerweile ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb unter den althergebrachten Carsharinganbietern und den neuen meist herstellerabgesandten. Nun ist auch Daimler mit seinem car2go in München angekommen und annonciert dies unter dem lustigen Slogan „Mia san hier“. Was natürlich ein Musterbeispiel für Bastardbairisch ist, denn „hier“ – wo gibt es denn so etwas. Im Bairischen nicht, denn da heißt das „da“, oder für Lautschreiber eher „do“.

Was die Sache aber besonders lustig macht – zur gleichen Zeit wie Daimler plakatiert auch der DFB in München und bewirbt ein Damen-Fußballspiel. Der Spruch dafür – man ahnt es bereits – so schmerzhaft es ist: „Mia san hier“.

Hier noch ein Fotodokument, wie das im echten Leben ausschaut, leider nur vom Fußballplakat, die Carsharingplakate sind leider nicht mehr auffindbar. Entweder die Startphase ist vorbei, oder die Duplikation wurde bemerkt.

Hochdeutsch - Bairisch Slogan „Mia San Hier“ des DFB
Slogan „Mia San Hier“ des DFB, © Werner Brandl

PS: Die Kenner werden es wissen, die Aufmerksamen erkennen, Daimler ist natürlich beim DFB als Sponsor dabei. Also eventuell doch ein Fall von Synergie?

PPS: Mehr Infos zu Slogans und Claims findet man auch auf meiner Seite extra zu diesem Thema.

Audi g-tron Antrieb: Namenstest bestanden

Die Früchte der ersten Zusammenarbeit mit Audi: Schon im März wurde das neue Antriebskonzept „g-tron“ auf der Messe in Genf vorgestellt.

Mancher mag sich noch an den Audi e-tron erinnern (übrigens ein tolles Beispiel für hysterisches und inkompetentes Bashing durch die Presse), dessen Kern ja elektrischer Antrieb war. Beim „g-tron“ ist nun alles anders, denn er fährt mit Gas aus Windkraft. Gleichzeitig hat das Auto, zunächst ein A3 Sportback, auch einen Benzintank an Bord, und kommt mit dieser kombinierten Treibstoffnutzung auf eine bemerkenswerte Reichweite. Der Motor ist natürlich so modifiziert, dass er beides essen kann, Gas und Benzin.

Was war nun mein Anteil an diesem Projekt? Der Name kam von Audi, ich habe den Namen in einer Vielzahl von Sprachen und Märkten auf Assoziationen, ähnliche Begriffe und Konzeptadäquanz überprüft (Namenstest).

Viel Erfolg mit dem Modell, wenn es Ende des Jahres in den Autohäusern steht!

Bild des Audi A3 g-tron in blau, Illustration zum Namenstest
Kandidat im Namenstest: Audi A3 gtron, © Audi AG

Das Wir entscheidet: Eine Lanze für das Augenmaß

Kein Freispruch, aber eine Relativierung.

Da diese arme Sau ja so dermaßen durch’s Dorf getrieben wird, muss man was dagegen halten. Die SPD will einen Slogan für den Wahlkampf verwenden, den eine Zeitarbeitsfirma aus Freiburg schon eine Weile verwendet. Ohne Markenschutz, denn der Slogan hat kaum die Eigenschaften, die einen Markenschutz überhaupt ermöglichen würden.

Wenn sich die SPD nicht an der Gleichheit stört, sollte der Verwendung doch eigentlich nichts entgegenstehen. Inwieweit der „Schöpfer“ von „Das Wir entscheidet“ tatsächlich wettbewerbsrechtlich dagegen vorgehen kann – das weiß man natürlich erst nach dem Gerichtstermin, aber es gab sicher schon Konflikte mit besseren Chancen für den Kopierten.

Hier passt ganz gut die (mittlerweile leider) nicht mehr gültige Weisheit: Nichts ist älter als die Zeitung von Morgen, denn die Medien, online und offline, geben dem Ganzen einen Raum, den es, nüchtern betrachtet, eh nicht verdient.

Und damit Sendeschluss. Es gibt so viel Wichtigeres in der Welt.

Halt – noch ein Nachsatz: Die Presse empfiehlt, eine Google Recherche hätte mit einem Klick das Unglück verhindert. Man redet sich oft leicht. Der Slogan von Propartner ist in einem Bild, das den bezeichnenden Namen „Top“ trägt. Den Journalisten möchte ich sehen, der so etwas gefunden hätte … Und der x Millionen Ergebnisse scannt.

Auf jeden Fall Glückwunsch an Propartner für die unbezahlte Hilfestellung durch die Presse.

 

Kurioser Claim bei HVB: Unternehmer Bank

Wer versteht’s?

In Anzeigen der HypoVereinsbank erscheint ein Claim / Temporärmotto: „Unternehmer Bank“. Das steht da unter dem Unternehmensnamen, über dem wiederum ein freundliches „Willkommen bei der“ prangt:

HypoVereinsbank Unternehmer Bank Claim kurios

Da wundert sich mancher erst mal und fragt sich: Was bedeutet das? Tja, wohl dass die Bank ein Unternehmer ist, dass sie wie ein Unternehmer handelt, und auch die Konsequenzen für ihr Handeln trägt. Fast ein wenig wie der ehrbare Kaufmann vergangener Tage.

Insofern entpuppt sich etwas, das früher auch für eine Bank selbstverständlich gewesen wäre, in einer Welt der öffentlichen Bankenrettung bei näherem Hinsehen als etwas ganz Besonderes. Man muss nur ein wenig zwischen den Zeilen lesen.

Oder es ist alles anders,  zumal das Temporärmotto ja auch gern mal wieder wechselt …

Sollte der Claim in verschiedenen Schriftgrößen tatsächlich zusammengehören, also ein freundliches „Willkommen bei der Unternehmer Bank“ ergeben, ist dies eine gute Gelegenheit einen weiteren Schritt zur finalen Zerstörung der deutschen Komposita zu beweinen. War anscheinend überfällig, sonst würde nicht so hartnäckig daran gearbeitet werden.

 

PS: Mehr zu Claims / Slogans findet man von mir hier.

Ewald Schillig Brand. Eine neue Marke. Einfach so.

Neue Kampagne für eine neue Marke von Ewald Schillig. Die Marke heißt, aufgepasst: Brand. Richtig, eine Marke, die Marke heißt. Das ist so simpel, dass es fast schon wieder genial ist. An dieser Stelle eine Gratulation zur Eintragung dieser Marke, das hätte man im Markenamt sicher auch anders sehen können …

Wer ist dieser Ewald Schillig?

Ein Markenhersteller edler und qualitativ hochwertiger Möbelstücke, und er will mit der neuen ‚Brand‘ wohl ein jüngeres Publikum ansprechen. Die Kampagne ist barock-chic inszeniert und überzeugt mit satten Farben. Die Sofas und Sessel geraten in expressiver Zirkus-Atmosphäre fast in den Hintergrund. Aber die Bilder bleiben im Kopf. QR-Codes in der Broschüre zeigen, dass sich die Kampagne an eine medienaffine Zielgruppe richtet, die mit dem Internet vertraut ist.

Ewald Schillig Brand Name neue Marke opulent

Was genau bezweckt Ewald Schillig mit der neuen Subbrand „Brand“?

Jung soll sie sein, die Brand, kosmopolitisch vielleicht, edel, modern. Auf Anfrage erklärt der Marketingleiter, man habe mit der Ewald Schillig Brand, „nach einer Möglichkeit gesucht, einen neuen Kollektionsbaustein zu etablieren, der den gelernten Namen Ewald Schillig aufgreift und darüber hinaus eine Neuigkeit verspricht.“ Und das eben durch den unkonventionellen Markennamen „brand“.
Lässt sich nur hoffen, dass die Auffrischung der alten Brand durch die neue Brand gelingt. Ein auf jeden Fall spannendes Konzept.

Ewald Schillig Brand Name neue Marke opulent
Vielen Dank an Ewald Schillig für die Bilder!

Und herzlichen Dank an Niki Reimann für Recherchen und Mitarbeit am Artikel!

Neuer Name – alter Duft: Brise wird Glade Namenswechsel

Subtiler Namenswechsel im Raumerfrischersegment!

Mit Brise konnte man sich auch ohne Lüften ein angenehmes Zuhause bescheren. Egal ob im Wohnzimmer, in der Küche oder im Bad. Brise sorgte mit seinen Produkten immer für frischen Wind auch in stickigen Räumen – und das seit Anfang der 80er Jahre. Ab Ende dieses Jahres heißt Brise aber Glade.

Brise Moments Name vor Umbenennung
Vor dem Namenswechsel
Packung Glade by Brise, nach der Umbenennung
Während des Namenswechsels

Als Nachfolger von Brise gehört Glade zur SC Johnson Gruppe, die unter diesem Namen weltweit Artikel rund um das Thema Lufterfrischer vertreibt. Nachdem jahrelang für eine frische Brise gesorgt wurde und sich der deutsche Markenname etabliert hat, setzt SC Johnson jetzt auf die Kernmarke des Konzerns. Eine solche Ausnahme, nicht von Anfang an mit der Original-Marke zu werben, gab es bisher bei Glade nur ein Mal: in Brasilien. Hier wurde die Marke – aufgrund der Schwierigkeiten mancher Brasilianer mit englischen Begriffen – unter dem Namen Gleid verkauft. Aber nur so lange, bis die Marke von den Konsumenten angenommen war und korrekt ausgesprochen wurde. Heute läuft der Vertrieb dort ausschließlich unter Glade. Die Umbenennung war erfolgreich, der Namenswechsel sinnvoll, da effizient.

Vielleicht wurde für den deutschsprachigen Raum eine ähnliche Problematik angenommen. Zumal ja selbst Kenntnis von der Bedeutung des englischen Wortes ‚glade‘ nicht vor Verwirrung schützt. Letztendlich folgt SC Johnson aber einfach einem Trend, der nun selbst den Lufterfrischermarkt erreicht hat: Internationalisierung des Markennamens. Große Marken wie Febreze und Airwick haben die Namenswechsel bereits vorgemacht. Wollen wir hoffen, dass sich die Leute schnell an die neue Brise gewöhnen.

Vielen Dank an Natja Henkenjohann von Edelman für Bildmaterial und Informationen!

PS: Hier gibt’s noch mehr Infos zu Markennamen und Markenstrategien!

Der Fleischkongress – eigentlich ein ehrlicher Name

Ich bin ja ein großer Freund zugänglicher deutscher Namen. Ein wenig ins Stutzen kam ich aber, als ich eine Einladung zum „Fleischkongress“ erhielt. Der Name lässt nichts aus: Kernthema, Sinn und Zweck, alles lässt sich herleiten. Der Name verfügt sogar über eine (sonst meist ja tolle) innere Spannung, denn hier sind zwei Begriffe zusammengespannt, denen man in freier Wildbahn nur getrennt begegnet. Und dennoch, richtige Begeisterung will sich nicht einstellen. Das Gefühl ist halt einfach dagegen.

Name Fleischkongress

 

Claim IHR PLUS AN – es geht auch anders!

Nachtrag zu meinem Artikel vom 22.10.2012.

Es geschehen Zeichen und Wunder. Die VR-Banken haben Ihren Claim bzw. ihr Motto „IHR + AN Vorteile Sichern“ bzw. dessen Darstellung so geändert, dass nun auch nicht an der Kreation beteiligte es verstehen können (vgl. Beitrag dazu im Blog). Letzte Woche gab es ganzseitige Anzeigen der R+V bzw. der Volksbanken Raiffeisenbanken, auf denen ein großes blaues Kreuz zu sehen ist, in dem steht:

Verbesserter „IHR PLUS AN“ Claim der VR Banken
Verbesserte Schreibung des „IHR + AN“ Claims

Ausgeschrieben ist das doch schon eine ganz andere Sache.

Mit dieser positiven Veränderung kann das Jahr zu Ende gehen, ich wünsche allen Lesern feine Feiertage und ein wunderbares neues Jahr 2013!

Der ultimative Bäckereiname – come bäck erei: Rubrik Unglaublich

Es gibt viele erstaunliche Namen für Bäckereien und insbesondere Backshops. Schlichtweg unglaublich ist die folgende Trouvaille aus Österreich (bitte die Qualität entschuldigen, ist aus dem fahrenden Fahrzeug heraus aufgenommen):

Bäckereiname zum Staunen: come bäck erei
Bäckerei mit bemerkenswertem Namen, © Werner Brandl

Damit Ihnen so etwas nicht passiert, schauen Sie doch auf der Seite meiner Naming-Agentur vorbei.

 

PS: Noch besser würde der Name natürlich passen für eine Hütte, wo abgehalfterte Stars reingehen, und comebackreife, runderneuerte, fit gemachte Wiederstars herauskommen. Vielen Dank für diese Interpretation an Herrn Pohl!

 

IHR + AN Vorteile Sichern. VR Banken, was heißt das?

Wie kann man auf Flyer und Broschüren folgenden, nun ja, am ehesten wohl Claim, draufschreiben?

IHR + AN Vorteile Sichern: eigenartiger Claim der VR Banken
Eigenartiger Claim auf Werbematerialien der VR Banken im Herbst 2012

Wundern Sie sich auch? Vielleicht sind Sie ja besonders gesegnet und können das verstehen. Die Leute in der Bank nicht, die blenden das einfach aus. Klassischer Fall von kognitiver Dissonanz. Dabei steht dieses Werk in seiner eigenwilligen Gestaltung auf einer ganzen Menge von Flyern und Prospekten prominent drauf. Bei genauem Nachfragen und Beharren zeigen sich dann die Hilflosigkeit und das Unverständnis in ihrer ganzen Pracht. Hier sollte mal jemand den Weg frei machen.

Entsprechend stellen sich folgende Fragen:

  • Warum macht man so etwas? Es wird doch nicht der Wunsch sein, so den großen Buzz zu entfachen?
  • Warum vereitelt man absichtlich Kommunikation in einem Kommunikationsmittel? Wofür diese „Gestaltung“
  • Und, vor allem: Warum verhindert das keiner?

 

PS: Warum dieses obskure Objekt keiner Begierde leider in meinem Blog auftauchen musste: Es ist bei den VR Banken so präsent in Verkaufsmaterialien und Werbung, dass man darauf reagieren muss.

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