Deutsche Markennamen: Deutsh is coming home

Der Reiz von fremdsprachlichen Namen ist ein echter Dauerbrenner im Namensgeschäft. In Deutschland ist natürlich das Englische als Spendersprache besonders prominent. So klingen simple Begriffe im Englischen angeblich „einfach besser“ als im Deutschen, sei es als Übersetzung oder Lehnbildung. Oft wird es freilich lächerlich, so wie bei „Soccer Cups“ an Münchner Grundschulen.

Deutsche Namen haben es in Deutschland nicht immer leicht, vor allem neue, an die man sich noch gewöhnen muss. Und an denen man sich viel intensiver reibt als an englischen Begriffen – denn man versteht sie ja tatsächlich. Reist man ins Ausland, sieht das anders aus. In Russland zum Beispiel haben deutsche oder deutsch wirkende Namen eine hohe Anziehungskraft und werden entsprechend häufig eingesetzt. Die Marken „Grüntäler“ für Käse und „Frau Schmidt“ für Waschmittel kennt in Deutschland niemand, es sind russische Marken für russische Produkte. So wie in England auch niemand mit einem Handy telefoniert. 😉 Das ist Kreativität und das sind Beispiele für die Macht und Wirksamkeit von Namen.

Spannend wird es, wenn deutsch erscheinende Namen über außerdeutsche Märkte wieder nach Deutschland (heim)schwappen. So geschehen bei folgenden beiden Kandidaten:

Laufenn und Anker, zwei deutsch klingende Markennamen

„Anker“ ist in Deutschland schon unzählige Male als Markenname verwendet worden, von Armbanduhren über Nähmaschinen bis hin zu Kassensystemen. Die neue Marke „Anker“ stammt von einem Distributor aus Honkong, der hierunter weltweit Computer- und Telefonzubehör vertreibt, etwa USB-Ladegeräte oder Powerbanks. Sie soll sich wohl an gute alte deutsche Qualitätsprodukte anlehnen bzw. deutschsolide klingen, was zusammen mit den aktuellen asiatischen Produkten aber auch für Kontraste sorgt.

Die zweite Marke ist etymologisch noch interessanter, denn es ist ein tatsächlich gebastelter Name, eben „Laufenn“. Man mag sich gar nicht vorstellen, diesen Namen einem deutschsprachigen Kunden in einem Naming-Projekt vorzustellen. „Laufenn“ kam über Korea nach Deutschland, denn „Laufenn“ ist die Einstiegsmarke von Hankook, einem der größten Reifenhersteller der Welt. Stand hier nun tatsächlich das Deutsche Pate oder gründet der Name z.B. auf einem chinesischen Namen, Lau-Fenn? Was aber irgendwie nach Gerhard Polt klingt.

Leider antwortet Hankook nicht auf Anfragen, aber für die Rezeption ist die Etymologie zum Glück nicht wesentlich. Was zählt, sind das Bild und die Vorstellung, die beim Wahrnehmenden entstehen. Egal wer an der Wiege Pate gestanden haben mag, in deutschen Ohren kommt eine eigenartige, deutsche Verballhornung, eben Deutsh, an. Langfristig tritt aber sicher Gewöhnung ein …

 

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