Topp statt Flopp: „Volgaz“-Sekt aus der Schweiz.

„Volgaz”, der Name eines Schweizer Sektes. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. So ging es mir leider in diesem Fall. Während ich erst dachte, dies wäre eines der üblen Saufwortspiele – die Namen der entsprechenden Produkte machen in Deutschland ja vor keiner Geschmacklosigkeit halt – ist hier alles anders.

VOLGAZ Sekt aus der Schweiz von Volg

Dies ist kein Sekt für eine Vollgas-Party bis zum Abwinken, sondern es ist ein Sekt herausragender Qualität der seriösen Schweizer Handelskette Volg. Der Name „Volgaz“ lässt sich einfach herleiten. Erstens aus dem Namen der Kette bzw. dem Namen der Schwesterfirma „Volg Weinkellereien“, die den Sekt aus Schweizer Trauben aus dem Zürcher Weinland erst vinifiziert und schließlich versektet. Zweitens aus dem eine herausragende Produkteigenschaft vermittelnden „gazeuz“.

 

So kommt es, dass im Kontext der Marke „Volg“, des Produktes mit seinen Eigenschaften und nicht zuletzt auch der Differenzen zwischen Hochdeutsch und Schweizerdeutsch, ein Produktname entstanden ist, der keinerlei negative Assoziationen oder auch nur Gefühle von Unpassendheit vermittelt. So kann man sich täuschen. Für den Export ins deutsche Ausland würde sich allerdings ein Namenstest anbieten.

 

Herzlichen Dank an Tamara Scheibli von Volg für Aufklärung der Hintergründe und Überlassung des Bildmaterials. Für die besonders Interessierten (und die mit Zugang zu Volg-Geschäften) geht es hier zum Sekttest und hier direkt zu Volg.

 

Die Milifanten sind los: Geheimprojekt

Von Storck groß als neu beworben, sind nun die Milifanten erhältlich. Schokostücke mit einer weißen, vermutlich Milch enthaltenden Cremefüllung. Und der assoziationsreiche verschmolzene Name ist auch recht putzig. Sie erinnern ein wenig an die Happy Hippos und andere Produkte insbesondere von Ferrero.

Was am Konzept erstaunt: Die Domain www.milifanten.de ist einfach leer. Da stellt sich natürlich die Frage, warum nicht zumindest auf Storck weitergeleitet wird. Die Lösung ist einfach. Auf der Storck Seite findet man nichts zu den Milifanten. Ein ganz schön raffinierte Strategie.

 

PS: Es gibt auch keine Facebook Seite, nicht dass jemand meint, hier wäre einfach das klassische Netz umgangen und gleich alles auf Social gebürstet worden.

Neuer Name – alter Duft: Brise wird Glade Namenswechsel

Subtiler Namenswechsel im Raumerfrischersegment!

Mit Brise konnte man sich auch ohne Lüften ein angenehmes Zuhause bescheren. Egal ob im Wohnzimmer, in der Küche oder im Bad. Brise sorgte mit seinen Produkten immer für frischen Wind auch in stickigen Räumen – und das seit Anfang der 80er Jahre. Ab Ende dieses Jahres heißt Brise aber Glade.

Brise Moments Name vor Umbenennung
Vor dem Namenswechsel
Packung Glade by Brise, nach der Umbenennung
Während des Namenswechsels

Als Nachfolger von Brise gehört Glade zur SC Johnson Gruppe, die unter diesem Namen weltweit Artikel rund um das Thema Lufterfrischer vertreibt. Nachdem jahrelang für eine frische Brise gesorgt wurde und sich der deutsche Markenname etabliert hat, setzt SC Johnson jetzt auf die Kernmarke des Konzerns. Eine solche Ausnahme, nicht von Anfang an mit der Original-Marke zu werben, gab es bisher bei Glade nur ein Mal: in Brasilien. Hier wurde die Marke – aufgrund der Schwierigkeiten mancher Brasilianer mit englischen Begriffen – unter dem Namen Gleid verkauft. Aber nur so lange, bis die Marke von den Konsumenten angenommen war und korrekt ausgesprochen wurde. Heute läuft der Vertrieb dort ausschließlich unter Glade. Die Umbenennung war erfolgreich, der Namenswechsel sinnvoll, da effizient.

Vielleicht wurde für den deutschsprachigen Raum eine ähnliche Problematik angenommen. Zumal ja selbst Kenntnis von der Bedeutung des englischen Wortes ‚glade‘ nicht vor Verwirrung schützt. Letztendlich folgt SC Johnson aber einfach einem Trend, der nun selbst den Lufterfrischermarkt erreicht hat: Internationalisierung des Markennamens. Große Marken wie Febreze und Airwick haben die Namenswechsel bereits vorgemacht. Wollen wir hoffen, dass sich die Leute schnell an die neue Brise gewöhnen.

Vielen Dank an Natja Henkenjohann von Edelman für Bildmaterial und Informationen!

PS: Hier gibt’s noch mehr Infos zu Markennamen und Markenstrategien!

Lindt „Hello – my name is“ – leider nichts

Hier hätte eigentlich ein Artikel zu den Hintergründen des neuen „Hello“ Namenssystems von Lindt stehen sollen.

Leider stellt sich die Situation bei Lindt problematisch dar. Nach einer Woche erhielt ich auf meine Anfrage hin unter anderem die Auskunft: „Informationsmaterial oder Bilder, die wir verschicken können, liegen uns allerdings nicht vor.“

Die freundliche Dame verweist auf die Facebook-Seite, wo sich (sehr geschickt!) unter dem angegebenen Link keinerlei annähernd passende Materialien finden lassen. Da ist folgender Satz dann auch eher beunruhigend: „Sollten Sie wieder einmal Fragen oder Anregungen haben, wenden Sie sich bitte erneut an uns. Wir sind immer gerne für Sie da.“ Man sollte sein Glück nicht herausfordern.

Soviel zu Social Media und Unternehmenskommunikation.

Dafür gibt’s hier noch mehr Info zu Namenssystemen.

 

Schöne deutsche Begriffe: Der Drüberstreuer

Wieder mal bei unseren österreichischen Freunden im Supermarkt gewesen und ein herrliches Produkt gefunden. Den Drüberstreuer. Na, klingelt’s? Ja, genau, der wird verwendet zum Drüberstreuen. Was kann man gut drüberstreuen? Genau, Puderzucker. Hier ist er:

Packshot des Drüberstreuers für Puderzucker
So einfach ist das: Der Drüberstreuer für Puderzucker, © Werner Brandl

Minor – Schokolade auf Englisch: Moll, minderwertig, unbedeutend

Wieder einmal Schokolade, aber diesmal ohne Sprechakt. Die internationale Verwendbarkeit von Namen ist ja oft thematisiert, und meist wird gewaltig aufgebauscht. So ist es in der wirklichen Welt eben kein Problem, wenn in Finnland Chips in der Megapussi Packung verkauft werden, oder die Telecom in Thailand ToT heißt. Sogar Gift-Sets von Hello Kitty oder Winnie Puh gehen in Deutschland ganz legal über die Ladentheke (Anzügliches wäre für den Disney Konzern sicher nicht so einfach mit dem Gewissen zu vereinbaren, aber Gift, das ist schon ok). Die Toleranz der Menschen ist erstaunlich groß. Oft. Nur ist sie leider schlecht kalkulierbar. Beim Phaeton waren sich alle einig, insbesondere die Presse, dass das gar nicht ginge. Naja.

Nun zu unserem Fall: Minor, eine Schweizer Schokoladenmarke, in Deutschland u.a. beim Drogeriemarkt Müller erhältlich.

Minor Schokolade - Bedeutung des Namens auf Englisch
Eine Tafel Minor Schokolade, © Werner Brandl

Da die Packung auch für englischsprachige Märkte und den Vertrieb im entsprechenden Ausland ausgelegt ist, stellt sich die Frage: Wie geht das mit diesem Namen? Denn abgesehen von „Moll“, bedeutet Minor im Englischen hauptsächlich so etwas wie „kleiner, minder, unbedeutend, schlechter, minderjährig“. Alles nicht passend für eine eher hochwertige Schokolade. Da aber das Wörterbuch nur die eine Seite der Medaille ist, fragte ich meine Kollegen aus USA und England.

Hier das Fazit aus der realen Welt: Minor wäre ein besonders geeigneter Name für ein kleines, unscheinbares oder belangloses Produkt. Die spontanen Assoziationen kreisen vor allem um Jugendliche, die noch keinen Alkohol trinken dürfen (no alcohol sold to minors). Genausowenig passend. In dieser Einschätzung sind sich Weltmacht und ehemalige Kolonialmacht übrigens sogar einig.

Interessanterweise relativiert meine amerikanische Kollegin Laurel das Ergebnis noch: Natürlich kann man in den USA, wo auch Häagen Dasz erdacht wurde, außergewöhnliche Produkte (gerade aus dem Ausland) unter außergewöhnlichen Namen verkaufen. Es sollte sich aber um wirklich besondere, wohl auch besonders teure, Produkte handeln, bei denen der Namen mit einer sinnvollen Nischenvermarktung korreliert. Da das bei Minor auch nicht der Fall ist, wäre wohl für diese Märkte ein anderer Name tatsächlich die beste Lösung. Ob das über eine Namensagentur gelöst werden muss, ist wieder eine andere Frage, denn vielleicht sind im Unternehmen ja z.B. Vorratsmarken just für solche Anwendungen vorhanden.

 

Sprechende Produktnamen: Danke, Grazie, Merci – wir hoffen, es …

Packungsfoto des Produktes "kommt von Herzen" Schokolade
Packungsfoto des Produktes „kommt von Herzen“ Schokolade, © Werner Brandl

Wenige Namen gibt es auf dem deutschen Markt, die so klar eine eindeutige Positionierung reflektieren wie der Klassiker „Merci“ von Storck. Wer hat dieses Produkt nicht schon selber verschenkt oder bekommen? Und natürlich nicht als Entschuldigung, sondern als freundliches Mitbringsel, oder eben als Begleitung einer Bedankung. Denn was könnte besser passen zu einem Danke als ein essbares „Merci“. Per Fernsehwerbung wurde das den Menschen so oft gezeigt und erklärt, dass es auch Nichtfranzösischsprecher problemlos gewuppt bekommen.

Norma, der in Deutschland vor allem im Süden aktive Discounter, mit interessanterweise oft eher regional gesourctem Angebot, hat nun ein ähnliches Produkt ins Programm aufgenommen, man könnte wohl auch sagen, herüberkopiert. Das Namenskonzept ist ähnlich, bietet allerdings noch mehr Verwendungsmöglichkeiten, da nicht die Bedankung im Vordergrund steht, sondern das Gefühl bzw. die Haltung dabei, nämlich „kommt von Herzen“. Der Anlass dafür kann dann natürlich vieles sein: ein herzliches Danke für das Aufpassen aufs Kind, eine Gabe zur Genesung am Krankenbett, eine Runde Schokolade beim Ausstand, na ja, dann wohl eher bei einem etwas kleiner geratenen.

Spannend an solchen Namen ist vor allem, wie kompakt Produkt und Name bzw. die potentielle Kommunikation beider und die potentiellen Kommunikationsmöglichkeiten beider, hier zu einer Einheit verschmelzen. Irgendetwas hat das Original aber, das es attraktiver macht. Sicher nicht nur die Bekanntheit, eher die Kürze und die emotionale Klarheit.

Noch spannender ist aber die Frage, wie man das noch weiter entwickeln könnte, wie man das weiter auf die Spitze treiben könnte. Die Namensstrategie wäre klar, man könnte ein Namenssystem entwickeln, was käme raus dabei?

 

Namensrätsel – Wer findet die Elemente des Markennamens?

Im „ALDI informiert“ war eine wunderbare Marke, naja, eher ein Markenname, zu entdecken. Und der muss hier unbedingt erwähnt werden, weil er ein Namensrätsel ist.

Es war vor zwei Wochen, als eine Besteckgarnitur angeboten wurde, 30-teilig, für €49,99. Die Messer aus dem Set waren annonciert als „Made in Solingen“. Das komplette Set war mit einem Markennamen versehen: Auenthal.

Name für ein Besteck bei Aldi: Auenthal
Markenname für ein Besteck bei Aldi, gebildet durch Verschmelzung

Klingelt’s? Wer erkennt die hier kombinierten Marken am schnellsten? Wer wird Millionär?

Richtig, gut erkannt! Es handelt sich um Auerhahn und Rosenthal, zwei wirkliche Premiummarken aus dem Bereich gedeckter Tisch.

Hybridname durch Kombination der Markennamen Auerhahn und Rosenthal

Und fertig ist der Hybridname.

 

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