Exkursion: Marken in Aserbaidschan

Je fremder das Land, desto spannender die Namen. Heute in der Reihe „exotische Märkte“ ein paar Souvenirs aus Aserbaidschan. Dort gibt es viele verschiedene Marken und westliche Marken wie Boss oder Lacoste sind präsent, auch wenn teilweise schwer zu unterscheiden ist, welche Läden und welche Ware nun „echt“ sind und welche nicht. In einem Land, in dem jeder eine The-North-Face-Jacke trägt, deren Originalgegenwert dem gesetzlichen Monatsmindestlohn entspricht und auch gnadenlos Adidas und Gucci gleichzeitig auf den Pulli gedruckt werden, verschwimmen die Markenwelten völlig. Wenn jeder „teure“ Marken trägt, so haben diese am Ende nicht mehr Zeichenwert oder Distinktionsvermögen als die Eigenmarken von KiK. Ein paar besonders auffällige und bemerkenswerte Beispiele habe ich mitgebracht.

Die Marke Gipfel International

Vor allem aus Russland ist ja das Phänomen der simulierten deutschen Marken wohlbekannt. Mittlerweile ist das aber auch auf Amazon ein mehr als alltägliches Phänomen, da aber wohl mehr mit dem Herkunftsland China. Hier das Beispiel der russischen Marke Gipfel mit ihrem Shop für Kochzubehör, die alles dafür tut als deutsche Marke und als deutscher Hersteller wahrgenommen zu werden. Die Preise zumindest passen dazu.

Gipfel Shop Window Products in Baku

Ein ziemlich säkularer Ansatz bei Alkohol

Das einzige in Deutschland wachsende Biersegment ist in Baku schon vor Ort stark präsent. Wie man auch hier sieht, hat die deutsche Sprache einen hohen Stellenwert, der sich zum Teil sicher auch aus dem Renommee der Premium-Automarken und dem schönen Spiel des FC Bayern München speist.

Beer Point Helles in Baku

Tatsächlich keine Kopie

Da wir gerade beim Alkohol sind. Es gibt im Supermarkt die Sektmarke „Chandon“ aus Argentinien, die ich noch nicht kannte, die mich aber stark an eine französische erinnerte. Hier ist aber kein Kopierer am Werk, es ist tatsächlich ein Schaumwein aus der LVMH Gruppe, der unter der Marke Chandon vertrieben wird:

Chandon Sekt aus Argentinien

Deutsch heilt besser

Zum Gegenteil von Alkohol, zur Gesundheit. Kaum vorstellbar, dieses Produkt mit diesem Namen in Deutschland in der Apotheke zu sehen. Offensichtlich ist Deutsch als Ursprungssprache für Marken auch in der Türkei (dem Herstellerland) beliebt, wie das Hustenmittel „Gesund Pulmo“ zeigt:

Medizin Gesund Pulmo

dm als Inspiration

Wie weit es die Eigenmarken aus dem deutschen LEH und Drogeriesegment gebracht haben, ist beeindruckend. Hier eine charmante Variation zur Eigenmarke Balea von dm:

balry von ba ähnlich balea von dm

Alles geht

Zu guter Letzt der Beleg, dass man sogar aus einem in Deutschland sicher als altbacken geltenden Vornamen wie Werner noch etwas machen kann:

Bild von Pfannen der Marke Werner im Laden

Fälschungen aus 18kt Gold

Leider ohne Bild, aber der Erwähnung wert. Hochzeit ist in Aserbaidschan das wichtigste und größte Ereignis im Leben. Entsprechend gibt es eine Fülle von Geschäften für Fachbedarf wie Diamanten, Ringe, Schmuck, Uhren.

Bei den Uhren gibt es das erstaunliche Segment der „not original, but 18kt gold“ Gehäuse. Es sind Uhren, deren Zifferblätter klar nicht nach echter Rolex oder Chopard aussehen, wo aber der Markenname drauf steht, und die massive Goldgehäuse haben. Die Preise sind ziemlich human und noch weit unter den Originalpreisen entsprechender Stahluhren. Für den Fremden nicht ganz leicht nachzuvollziehen, worin genau der Nutzen besteht. Definitiv eine interessante Facette in der Welt der Plagiate.

 

Irreführend: Alpina Messer, die aus China kommen

Ist ein Fertighaus, das in Polen hergestellt wird, aber die Herkunft „Dänisch“ im Namen trägt, irreführend?

Ist ein Käse, der aus deutscher Kuhmilch hergestellt wird, und den Namen einer griechischen Insel trägt, irreführend?

Wer das bejaht, der wird auch bei Steakmessern aus China, die den Namen „Alpina“ tragen, zumindest etwas stutzen. „Irreführend: Alpina Messer, die aus China kommen“ weiterlesen

Kopie? Red 1 vs. Magenta 1: One gegen Eins

Schon das Neueste von Vodafone gesehen?

Vodafone Red 1 Tarif für Telco

Der neue Tarif, bei dem alles dabei ist, heißt Red One. Und, an was erinnert er?  Genau, an ein Angebot mit quasi gleichem Namen: an Magenta Eins von der Telekom. Ein Muster kann nicht geleugnet werden.

Vergleich Magenta Eins - Red One

Jetzt, wo es ganz ungeniert als neuer Goldstandard kopiert wird, komme ich zum Schluss, dass dieses Muster wohl den richtigen Namen für die richtige Sache zur richtigen Zeit ergeben hat.

Alles deutet darauf hin, dass wir es hier nicht mit einer Kopie, sondern mit ehrlichem Branding zu tun haben. Versprochen wird nix Spektakuläres, noch nie Dagewesenes. Noch nicht mal etwas Neues oder von der Konkurrenz Unterscheidbares. Einfach ein ganz normales Angebot, das (wohl) funktioniert und das man so auch nebenan kaufen kann. Eigentlich mal ganz schön, so unaufgeregter und entspannter Wettbewerb, als würden sich zwei an den Händen halten und gemeinsam gemächlich die Ziellinie über – äh – schreiten. Na, jetzt geht die Fantasie mit mir durch.

Weniger wohlwollend heißt das Ganze natürlich einfach Kopie oder Me-Too.

 

Update Umbenennung – game over Mittelstandsanleihen

Im Juli 2014 habe ich mich ausführlich mit der zweckorientierten Verwendung des eigentlich positiv besetzten Begriffes „Mittelstand“ im Segment der sogenannten „Mittelstandsanleihen“ auseinandergesetzt.

Symboldarstellung der Kursentwicklung bei Mittelstandsanleihen

Da ist es interessant zu erfahren, dass die Börse Düsseldorf (immerhin schon 25% Insolvenzen bei den begebenen Anleihen) nun gegensteuert. Der Name für diese riskanten Anleihen mit hohem Verlustrisiko ist mittlerweile so negativ, dass deutliche Veränderungen notwendig wurden. Die Irreführung ist zu offensichtlich. Das ganze Segment wird umgebaut und in Zukunft wird auf die Bezeichnung „Mittelstandsanleihen“ verzichtet. Es erfolgt eine Umbenennung.

Die neue Bezeichnung ist „Primärmarkt“ – ein mir nicht geläufiger, recht diffuser Begriff. Es wird spannend zu sehen sein, wie sich der Begriff und seine Bewertung entwickeln werden.

 

Markenkopie? War Apple ein Epigone?

Wenn man fragt, was ein guter Markenname sei, wird oft „Apple“ genannt. Vermutlich hätten nur wenige Menschen in Deutschland den Mut gehabt „Apfel“ auf Elektronikartikel zu schreiben; und „Ananas“ oder „Pineapple“ auch nicht. Das ist ein sicheres Zeichen, dass wir es hier mit einer Verwechslung zu tun haben – nämlich nicht mit der Wertschätzung eines Namens, sondern einer Marke. Das ist natürlich etwas fundamental anderes. Aber lassen wir das. Denn bei Namen stellt sich eine wirklich interessante Frage: Woher? Und natürlich: Original oder Kopie?

Ich dachte ja immer, Computermarken wie Tulip oder Apricot (erinnert sich noch wer an die?) hätten in den 80ern das Fruchtkonzept von Apple abgeschaut. Das mag sogar richtig sein. Aber noch spannender ist die Frage, wie Apple zu Cherry steht. Fast jeder kennt Cherry als Hersteller hochwertiger Computertastaturen. Jetzt könnte man denken, naja, hat halt der Gründer von Cherry bei Apple geklaut. Klassischer Fall von Kopie. Aber weit gefehlt.

Apple vs. Cherry sehr ähnlich - Kopie?

Stimmt nicht. Kann gar nicht stimmen. Denn der Herr Cherry gründete seine Firma schon in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Vielleicht hat sich ja doch andersherum Steve Jobs inspirieren lassen. Und die Geschichte mit dem Apfelbauernhof und dem Alphabet – wie in der Wikipedia angeführt – war nur flankierend. Wer kennt schon sein Un(ter)bewusstes so genau? Vielleicht nicht mal Steve Jobs. Und seien wir mal ehrlich, was wären wir ohne die Inspiration aus der Umwelt und von anderen Menschen?

Aber wissen würd’ ich’s halt doch gern. Waren es am Ende gar die Beatles, mit deren Plattenfirma Apple Apple später so engagiert stritt?

 

PS: Interessant ist auch der Fall von Acorn und Acer. Acorn, eine englische Computermarke aus den 80ern, Acer so getauft in den Neunzigern, als Acorn schon auf dem absteigenden Ast war. Beide waren geschäftlich völlig unabhängig voneinander. Ach so, was die Ähnlichkeit nun ist? Acer ist nicht nur Lateinisch für „scharf“ oder eine Abwandlung des englischen „ace“ – es ist auch der lateinische Name für – Ahorn. Also irgendwie auch eine Kopie.

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