Sacherwürstel mit Oxxenkracherl – auf Naming-Exkursion in Wien

Manches heißt in Österreich anders: das Halsgrat heißt Schopf, statt Zitronenlimo gibt es Soda Zitron, die Wiener ist eine Frankfurter. Und kommt man nach Wien, dann öffnet sich das Tor der Sensationen noch viel weiter.

Das Sacher

Beim Sacher, wo die Schlange draußen auf einen Platz drinnen wirklich lang ist, da gibt’s natürlich die weltberühmt-berüchtigte Sachertorte. Da sie so trocken ist, wird sie mit einem großen Ball Schlagsahne serviert. Aber dort gibt es noch etwas anderes, denn viele wollen ja nur ins Cafe um drinnen zu sein. Manche davon hätten aber lieber was Herzhaftes als die süße Torte. Die Lösung ist einfach: Sacherwürstel. So schlicht wie genial. Eben noch waren es ein wenig längere Frankfurter, durch das Servieren im Cafe werden sie zu etwas Besonderem, zu den Original Wiener Sacherwürsteln. Chapeau!

Sacher Würstel
Quelle: https://www.sacher.com/de/wp-content/uploads/sites/2/2023/07/cafehauskarte-wien_110723.pdf

Bemerkenswert auch, dass die Idee dieser Würstel schon über 30 Jahre alt ist. Und die Sacherwürstel kann man jetzt von verschiedensten Anbietern erwerben, so auch von Wiesbauer oder Hofstädter. Es sind natürlich nicht einfach nur umgelabelte Wiener, sondern Würstchen, die in mehreren Dimensionen verfeinert wurden, wie Länge, Farbe, Textur. Der größte Unterschied zu denen im Cafe ist sprachlich das Fehlen des „Original“. Interessant dabei, dass der Name „Sacher“ nicht exklusiv von dem Hotel bzw. Cafe verwendet werden kann. Die Seite des Lieferanten der Originalwürstel finden Sie übrigens hier.

Der Penny

Eine amüsante und durchaus smarte Strategie verfolgt der österreichische Penny. Bei ihm gibt es im Sortiment nicht nur den original Red Bull, sondern auch das „Oxxenkracherl“. Für die eher nördlich sprachlich ausgebildeten: Kracherl wird in (Ober)Bayern und Österreich traditionell für Limonade, insb. Zitronenlimonade verwendet. Der Ochse ist anatomisch gleich dem Bullen.
Stellt man sich vor, man müsste den Namen Red Bull auf „einheimisch-traditionell“ umformulieren, die Lösung wäre klar: Ochsenkracherl. Statt des drögen „ch“ noch ein paar zeitgemäße „x“ reingepackt, fertig ist die perfekte, bodenständige Kopie:

Oxxenkracherl Energy Drink
© Werner Brandl

Übrigens schmeckt die Variante „Kokos-Heidelbeere“ um Längen besser als es der angsteinflößende Sortenname vermuten lässt.

Das Eselmehl

Weil es so nett aussieht, und man wieder merkt, wie schön es ist, wenn man ein Bild erkennen kann und nicht nur eine angedeutete Eigenschaft mittels einer stilisierten Grafik:

 

Eselmehl
© Werner Brandl

Das Eselmehl ist eine traditionelle Marke der Farina Mühle, die heute ein Teil des GoodMills Mühlenkonzerns ist. Vielleicht ist ja auch was dran an der These, dass konkret bildreiche Darstellungen effektiver kommunizieren als abstrakte.

Das Dessert

Zu guter Letzt noch eine kleine persönliche Freude. Der Besuch im MAK ist natürlich jedes Mal ein rechtes Erlebnis. Diesmal habe ich mich nicht nur über die Exponate gefreut, sondern auch über die Ausstattung des Hauses. Immer fein, ein Projekt von mir in der wirklichen Welt zu sehen – in diesem Fall das Messsystem „Saveris“, erdacht und gemacht 2006:

Testo saveris MAK Wien
© Werner Brandl

 

Markenfleisch und Fleischmarke. Könnte da was gehen?

Was ist gutes Fleisch? Ja, ein Kenner mag über das Aussehen schon erkennen, ob das Fleisch einer Kuh oder eines Schweins gut oder minderwertig ist. Die Gabe besitzen aber nicht alle Konsumenten. Deshalb orientieren Sie sich an anderen Kriterien wie dem Preis oder dem Verkäufer (wirklich, ich erkläre es noch). Bei einem Wagyu für 120 Euro das Kilo geht der Käufer von einer sehr guten Fleischqualität aus. Bei einem Schweineschnitzel für 3,90 Euro das Kilo geht der Käufer von einem billigen Schweineschnitzel aus. So weit, so logisch. „Markenfleisch und Fleischmarke. Könnte da was gehen?“ weiterlesen

My Sissi Time – lustiger Deutsch-Englisch Kuddelmuddel

Da sich Austrian Airlines / my Austrian tatsächlich auch an englischsprachige Menschen mit den überall in München präsenten Plakaten richtet, ist ein kleines Schmunzeln nicht ganz zu vermeiden. Denn die österreichische Kaiserin Sissi ist im Englischen als „sissy“ eine kleine Heulboje, oder wie die Gebildeten sagen würden, arg larmoyant. Welcher Tourist wäre das nicht auch mal gern – imperial weinerlich in Wien.

My Sissi-Time Plakatwerbung Wien mit missverständlichem Namen

PS: „Imperiales Wien“ ist eine sehr witzige Formulierung. Quasi royal getextet.

Zugname zum Staunen: www.pneumokokkenab50.at

Treue Leser erinnern sich vielleicht. Österreichische Zugnamen waren schon einmal ein Thema hier im Blog. Nun ein famoses Update mit einem sensationellen Zugnamen, der wirklich zu Denken gibt:

Kurioser Zugname aus Österreich: pneumokokkenab50.at

So wird der Zugname in Österreich wirklich am Bahnhof durchgesagt. Als Deutscher wird man da ganz demütig und nörgelt nicht mehr, weil die ICEs nun nach Städten und nicht mehr z.B. nach Heinrich Mercator benannt sind. Hier noch ein paar Vorschläge in der Projektpipeline, die ein Mäuschen uns zugespielt hat (bei denen macht das den Kindern Erklären sogar noch mehr Laune!):

www.chlamydienab14.at

www.lymphomab40.at

www.virusimhals.at

www.grosse-beschwerden.at

und, natürlich,

www.demenzab18.at

Hier noch ein schöner Artikel zum Konzept der Zugnamenpatronanz, und wer selber einen Zugnamen kaufen möchte, der ist beim Verkehrsverlag in Klagenfurt richtig. Wer aber selbst ein neues Eisenbahnunternehmen gründen möchte, der sollte bei mir vorbeischauen.

 

Der ultimative Bäckereiname – come bäck erei: Rubrik Unglaublich

Es gibt viele erstaunliche Namen für Bäckereien und insbesondere Backshops. Schlichtweg unglaublich ist die folgende Trouvaille aus Österreich (bitte die Qualität entschuldigen, ist aus dem fahrenden Fahrzeug heraus aufgenommen):

Bäckereiname zum Staunen: come bäck erei
Bäckerei mit bemerkenswertem Namen, © Werner Brandl

Damit Ihnen so etwas nicht passiert, schauen Sie doch auf der Seite meiner Naming-Agentur vorbei.

 

PS: Noch besser würde der Name natürlich passen für eine Hütte, wo abgehalfterte Stars reingehen, und comebackreife, runderneuerte, fit gemachte Wiederstars herauskommen. Vielen Dank für diese Interpretation an Herrn Pohl!

 

Schöne deutsche Begriffe: Der Drüberstreuer

Wieder mal bei unseren österreichischen Freunden im Supermarkt gewesen und ein herrliches Produkt gefunden. Den Drüberstreuer. Na, klingelt’s? Ja, genau, der wird verwendet zum Drüberstreuen. Was kann man gut drüberstreuen? Genau, Puderzucker. Hier ist er:

Packshot des Drüberstreuers für Puderzucker
So einfach ist das: Der Drüberstreuer für Puderzucker, © Werner Brandl

Naming bei Zugnamen in Österreich – Werbeworte statt Orte

Immer wieder beim Besuch im Nachbarland Österreich fällt einem Erstaunliches auf. Zum Beispiel die Produktnamen von Telering sind wirklich denkwürdig und wären in der deutschen Mobilfunkwüste eine wahre Oase. Es gibt aber auch erstaunliche, im Sinne von „eigenartige“, Beispiele für kommerzielles Naming. Konkret: Wer erinnert sich noch an die Umbenennung der deutschen Züge? Plötzlich hieß Heinrich Mercator nicht mehr Heinrich Mercator, sondern Günzburg. So ähnlich wie bei der Lufthansa, die war wohl das Vorbild. In Österreich haben die Züge auch Namen. Richtig denkwürdige Namen, die wohl in einem Verkaufs- oder Auktionsverfahren ermittelt werden. Beispiele gefällig? Here we go:

ÖBB IC 542 Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang
ÖBB IC 515 AFS Austauschprogramme
PBB IC 732 Kelag Energie Express
ÖBB IC 691 Bildungsmessen.at
ÖBB EC 536 Jacques Lemans
ÖBB EC 790 Hermann Gmeiner
ÖBB EC 531 Stadttheater Klagenfurt
ÖBB IC 693 betriebliche-altersvorsorge.at

Die Bandbreite ist also groß: von SOS Kinderdorfgründern über Uhrenmarken bis zu Skigebieten und Websites ist alles möglich. Andere, wie der ÖBB IC 534 haben keinen Namen, da steht dann halt nix.

Eine lustige Sache. Da könnte die Deutsche Bahn sich noch eine Scheibe abschneiden. Ich weiß allerdings nicht, in welchem Turnus die Namen vergeben werden bzw. gültig sind. Wahrscheinlich ist es einfach so wie bei den deutschen Fußballstadien.

 

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