Lebenshilfe Lokalnamen – Tipps für Restaurantnamen

Heute mal was aus der Rubrik „Praktische Lebenshilfe“.

Stellen Sie sich vor, sie möchten ein Restaurant eröffnen. Sie sehen die besten Chancen für Indisch, Italienisch und Chinesisch – und jetzt brauchen Sie einen Namen. Aber natürlich nicht Wirtshaus zum goldenen Anker oder Altöttinger Stuben, sondern etwas Landestypisches. Etwas, wo man ins Träumen kommt, wo sich wunderbare, ferne Welten auftun. Also so was wie Roma oder Bombay Palace. Oder natürlich Shanghai:

Restaurant Shanghai in München, © Werner Brandl

So weiß jeder gleich, um welche Art von Küche es geht, und hat auch noch mehr oder weniger stereotype, exotische Bilder im Kopf. Sehr simpel, sehr einleuchtend, wenn auch nicht wahnsinnig aufregend. Irgendwie aber auch fast zu einfach. Deshalb: muss man da irgendwas beachten oder sind solche Namen quasi Public Domain jeder kann sich hier bedienen?

Nebenbei noch ganz wichtig: Ob das nun die besten Namen für das jeweilige Lokal sind, ist eine eigene Frage. Das kann man letztlich nur nach genauer Kenntnis des Marketingkonzeptes zum Restaurant beurteilen. Uns geht es hier exemplarisch nur um die Machbarkeit der Umsetzung so richtig landestypischer Namen.

Kriterien für den ersten Namen-Check

Wichtig sind erst mal vor allem zwei Dimensionen:

1. Die Lokale in der näheren Umgebung
Letztlich die Frage, ob es um die Ecke schon ein Taj Mahal oder ein Ristorante Roma gibt. Falls ja, nicht gut. Dann ist sicher Verwechslungsgefahr gegeben, und der Platzhirsch hat die besseren Karten. Letztlich aber auch unwahrscheinlich, dass Sie wirklich so heißen möchten wie Ihr Nachbar. Ein wenig Eigenständigkeit will doch jeder ausdrücken – außer natürlich der Plagiator. Aber das ist eine ganz andere Strategie. Bei Recherchen zu existierenden Lokalnamen leisten Suchmaschinen und das Handelsregister gute Dienste.

2. Das Markenregister
Wenn es in Deutschland für Restaurantdienstleistungen mit dem von Ihnen geplanten Namen eingetragene Marken gibt, dann ist das potenziell gefährlich. Selbst wenn diese momentan nicht verwendet werden. Das muss man dann abklären, idealerweise mit einem Anwalt, der Ahnung hat.
Ein konkretes Beispiel: Der Blick ins deutsche Markenregister zu Taj Mahal enthüllt: keine geltende Eintragung, aber ein abgelehnter Antrag auf Eintragung. Auch keine Marke Roma. Falls Sie sich wundern, dass so wenige auf die Idee gekommen sind, hierfür Marken anzumelden. Die Erklärung ist nicht mangelnder Anmeldungswille, sondern viel einfacher und für den Neugastronomen erfreulich: Es klappt (normalerweise, Ausnahmen – egal ob man sie nachvollziehen kann oder nicht – gibt es leider quasi immer) nicht. Die Begriffe sind so banal, dass sie nicht zur besonderen Kennzeichnung taugen. Sie sind quasi so generisch wie Gasthaus oder Metzgerei. Schön, dass mal etwas einfach sein kann.

Was lernen wir draus für die Namensgebung?

Banale Namen wie Ristorante Roma oder Shanghai oder Bombay können eine einfache und schnelle Möglichkeit sein, ein neues Restaurant zu benennen. Sie sind natürlich nicht besonders einfallsreich oder einzigartig. Einige Funktionen von Lokalnamen können solche Namen aber auf jeden Fall erfüllen:

  • unterscheidbar machen von anderen Restaurants
  • klare Verweise auf Kultur, Küche und Gastroausrichtung geben
  • schnell Bilder und Assoziationen wachrufen

Das ist ja schon mal ein guter Start. Und um sicherzugehen, dass die Sache auch wirklich klappt, empfehle ich ein Gespräch mit den spezialisierten Stellen der IHKs oder natürlich einem kompetenten Anwalt.

Windows Phone – wäre es nach Rebranding erfolgreicher?

Vielleicht bin ich nicht der einzige, der sich diese Frage immer wieder stellt: Wäre Windows Phone, das Betriebssystem von Microsoft für Handys, unter einem anderen Namen erfolgreicher? Würden Windows Smartphones unter anderem Label auf weniger Vorbehalte treffen? Um es ganz konkret zu formulieren: Welchen Nutzen zieht Microsoft daraus, dieses Softwareprodukt unter der Marke Windows zu vermarkten?

So etwas frage ich mich nach jedem Test, bei dem wieder festgestellt wird, dass Windows hervorragend funktioniert. Nur  kaufen will es keiner. Die Kriterien für den Kauf eines Smartphones in den letzten Jahren haben sich verschoben. Ich spiele auf die Verfügbarkeit von gefühlten 10.000.000 Apps an, damit ein Betriebssystem ernstzunehmen ist. Eigentlich kurios, dass ein Smartphone nicht fertig gekauft wird, sondern erst durch die persönliche Konfiguration zum fertigen Produkt wird. Wobei die meisten individualisierten Smartphones einander am Ende dann wieder erschreckend gleichen.

Bis vor zwei Jahren hieß Windows Phone noch Windows Mobile. Eine Namensänderung, deren Hintergründe ich gerne wissen wollte. Warum wurde Mobile in Phone umbenannt, und warum läuft beides unter der Marke Windows? Ein Name, der bei manchen Menschen Erinnerungen an Patch Day, schwere Systemfehler oder Angstmacher wie Vista wachruft.

Leider wurde meine Anfrage an Microsoft mit einigen Fragen zum Thema negativ beschieden: „Microsoft hat zu dem Thema keine Informationen veröffentlicht.“ Dann soll sich einfach jeder selber etwas ausdenken.

Ich finde, es ist einige Gedanken wert, ob eine Namensänderung von Windows zu einem neuen Namen und einer neuen Marke hier sinnvoll (gewesen) wäre. Die Neugestaltung des Windows Logos für diesen Applikationsbereich deutet darauf hin, dass man bei Microsoft wohl teilweise solche Gedanken sehr gut nachvollziehen kann.

 

PS: Nie meine Intention, aber nun ganz passend zu lesen, dass Nokia die Lumias verramschen muss, da Windows Phone 7.5 nicht updatefähig auf die 8.0 Version ist.  Vielleicht war ja Windows doch die ehrlichere Variante der Markierung, und nicht das Rebranding.

 

Tücken der Namensfindung: Ein Bagger ist ein … ein Rasenmäher?

Eine unendliche Ressource für Highlights der Namensfindung: kostenlose Zeitungsbeileger, Prospekte für dies und das. Letzte Woche war einer von Toro dabei, einer Marke, der ich zugetan bin, da der Rasenmäher meines Großvaters, wohl nun schon knapp 50 Jahre alt, immer noch tapfer seinen Dienst versieht. Zwar etwas laut, dafür aber extrem zuverlässig und effektiv.

In dem Prospekt, betitelt „Handgeführte Rasenmäher, Rider und Handgeräte“, der von der Toro Europe in Belgien herausgegeben ist, werden verschiedene Typen von handgeführten Rasenmähern vorgestellt. Wir verwenden hier der Einfachheit halber eine symbolische Darstellung, wie so ein Gerät traditionell aussieht (der hier ist übrigens von Zündapp, wer hätte das gedacht?):

Rasenmäher Zündapp MM 50
Rasenmäher Zündapp MM 50, © Wikipedia

Zurück zur Produktaufstellung bzw. den Produktkategorien im Prospekt: Es beginnt mit „Elektrisch“, ein Laubbläser ist abgebildet. Dann kommt das „Stahlmähdeck“ – dazu später noch mehr. Aber dann: großer Auftritt des:

Super Bagger

Kinder verstehen darunter eine große Grabmaschine, und auch nicht wenige Große werden so etwas darunter verstehen. Ausgehend von der Muttersprache vieler Deutscher ist das ja auch richtig. Warum also wird hier ein Rasenmäher als Bagger bezeichnet? Er sieht ja nicht so aus. Die Gründe für diesen Produktnamen sind schwer zu finden, aber mögliche wären sicher: Gedankenlosigkeit, Marketingwagemut, globale einheitliche Bezeichnungen und natürlich auch ein legerer Umgang mit der deutschen Sprache. Namensfindung einfach gemacht.

Jetzt könnte es natürlich der Fall sein, dass es keinen 1:1 eingeführten deutschen Begriff für einen englischen „Bagger“ gibt, also so etwas wie einen Einsacker oder Sammler. Zumindest ein so eleganter deutscher Begriff wie „Stahlmähdeck“ sollte sich aber auch hier finden lassen. Bei diesem Modell kauft man übrigens auch nicht ein Stahlmähdeck (wer wusste, dass er so etwas braucht, und dass es so etwas überhaupt gibt?), sondern einen Rasenmäher mit …. Genau. Die dann noch folgenden Kategorien „Super Recycler“ und „Profi-Recycler“ passen sicher noch am besten in ein System von Gerätekategorien. So sind die Tücken der Namensfindung.

Fazit: Einen englischen Begriff in einem deutschen Kontext zu verwenden, der übersetzt eine völlig andere Bedeutung aufweist als das deutsche Homonym (öha!), das verlangt schon eine gute Begründung. Auf jeden Fall ist es eine verschenkte Gelegenheit zum Erklären, zum Verstandenwerden, und letztlich zum Verkaufen.

 

Kosmetikmarke Hauschka vs. Musiker Hauschka – kooperieren statt draufhauen

Vor zwei Wochen, beim Frameworks-Festival in München, trat auch Hauschka auf. Dem Feuilletonleser ist Volker Bertelmann aka Hauschka sicher bekannt als weit vorn Befindlicher in der gegenwärtigen Popmusik. Denn das ist letztlich der Rahmen, in dem wir uns bewegen. Wenn auch wohl eher am Rand.

Nun fragt jeder, dem man von Hauschka erzählt, ob der was mit der fabulösen Kosmetikmarke zu tun habe, die ja mittlerweile bemerkenswerte Premiumpreise nehmen kann und beeindruckende Verkaufserfolge verzeichnet. Was lag da näher, als Volker Bertelmann selbst zu fragen.

Nicht die Kosmetikmarke, sondern der Musiker Hauschka sitzend

Die Antwort des sehr freundlichen Künstlers nach dem Hintergrund dieser Namensfindung war so überraschend wie klar, und letztlich auch Mut machend. Ist sie doch ein Beleg für die Existenz von gesundem Menschenverstand.

Volker Bertelmann wollte einen osteuropäisch klingenden Namen für sein Musikprojekt. Die Wahl fiel auf den in Deutschland ziemlich seltenen Nachnamen Hauschka. Man ja schon oft schlimme Geschichten gehört, was passiert, wenn ein Unternehmen seine Marken- oder sonstigen Rechte gefährdet sieht und die juristischen Kettenhunde loslässt. Das gibt manchmal hässliche Gemetzel, die mit den Werten der Marke nicht immer völlig konform sind. Aber in unserem Fall war es anders.

Eines Tages erhielt Volker Bertelmann einen Anruf aus der Unternehmenszentrale von Dr.Hauschka. Er war leicht angespannt, was da wohl anläge. Die Anspannung verwandelte sich ruckzuck in Entspannung, denn man fragte an, ob man einen Ausschnitt eines Musikstücks von hauschka für die Telefonwarteschleife verwenden könne. Keine Panik, keine Drohungen, einfach gelassene, freundliche Zusammenarbeit. Dr.Hauschka bekommt wunderschöne Telefonmusik, und Volker Bertelmann kann seine Haut mit den tollen Produkten der Kosmetikmarke Dr. Hauschka pflegen. Ist das Win-Win?

Vielen Dank an Volker Bertelmann für die Bilder und die Hintergrundinfos zu diesem Blogbeitrag!

Und hier das Cover der aktuellen CD sowie der Link zu den Videos!

Cover der CD Club des Amateurs von Hauschka
Cover der CD Club des Amateurs von Hauschka

 

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