Marke „Stadt, Land, Fluss“ – Exempel und (gescheiterte) Statuierung

Wie zu lesen war, ist „Stadt, Land, Fluss“ zwar eine Marke für Spiele, dennoch kann der Name auch von einem anderen Spieleanbieter verwendet werden. Wie kann das sein? Was sagt das Markenrecht? Der Reihe nach.

Ein App-Entwickler brachte vor einigen Monaten eine App mit dem Namen „Stadt, Land, Fluss“ auf den Markt, also in die online-Stores. Jeder kennt dieses Spiel noch aus der Kindheit, man braucht nur den Kopf, einen Zettel und einen Stift dazu, und natürlich (vor der App) mindestens zwei Spielwillige. Ein Spieleverlag wollte diesem nun untersagen, den Namen für das Spiel zu verwenden, weil er ja die Markenrechte an diesem Namen habe. Also an einem Namen, den jeder kennt und generisch verwendet. Wie kann der überhaupt als Marke geschützt sein und auf dieser Basis anderen dessen Verwendung untersagt werden?

Stadt Land Fluss - Zettel mit Spalten

Vor einigen Jahren brachte der Spieleverlag Schmidt ein solches Spiel als Fertigversion auf den Markt, wo man die Spalten nicht selber ziehen muss und die Kategorien schon eingetragen sind. Das Ganze wurde unter dem bekannten Namen „Stadt Land Fluss“ eingeführt. Und jetzt wird es interessant. Für den Namen „Stadt Land Fluss“ beantragte Schmidt eine Marke, die vom deutschen Markenamt auch gewährt wurde. Zu verstehen ist diese Entscheidung nur schwer, denn der eingetragene Begriff ist für solche Spiele ungefähr das, was Fruchtjoghurt für Fruchtjoghurt wäre. Also hochgradig generisch, beschreibend, und freihaltebedürftig. Egal, die Marke wurde eingetragen.

Nun wird es aber noch interessanter, denn der Sinn einer Marke ist ja nicht nur sie zu haben, sondern damit eigene Pfründe zu sichern und verteidigen zu können. Und hier zeigte sich, wieso solche schwachen Marken, selbst wenn sie eingetragen sind, eben keine Wundermittel sind. Das sind sie nämlich nur, solange der andere (der Angegriffene oder der angeblich Verletzende) Angst hat. Wenn er sich wehrt, kann die Sache ganz anders ausschauen (und ausgehen). Genau das ist hier passiert. Der Appentwickler nahm den Fehdehandschuh auf, ließ sich nicht einschüchtern, und so kam es nun zu der gerichtlichen Entscheidung, dass hier keine Markenverletzung vorliegt. Die Begründung ist einfach: Jeder darf den Begriff verwenden, um das Spiel damit zu beschreiben, und wenn er ihn nicht als Marke verwendet (hierüber kann man natürlich trefflich streiten, nur am Rande bemerkt).

Die ganze Sache ist sehr lehrreich, zeigt sie doch das sehr limitierte tatsächliche Abwehrpotential solch extrem beschreibender Marken, die dennoch Ziel der Begierde vieler Markenanmelder sind. Eine psychologische Abschreckungswirkung solcher Eintragungen mag aber im täglichen Leben durchaus existieren, und sie kann diese manchmal aus taktischen Gründen auch rechtfertigen.

 

PS: Im vorliegenden Fall wäre es sicher auch eine interessante Vorgehensweise gewesen, die Abwehr der Verletzung mit einem Antrag auf Löschung der Marke zu verknüpfen. Ob so etwas richtig und sinnvoll ist, kann aber nur ein spezialisierter Anwalt entscheiden.

 

Agenturnews: Naming Corio – neue B2B Produktreihe von Julabo fürs Labor

Julabo, der Spezialist für Labortemperierung, präsentiert eine neue Produktreihe. Der Name stammt aus meiner Feder: Corio.

Julabo Corio CD BC4 + BT5 Temperiergeräte

Vor über einem Jahr begann die Arbeit am Projekt „Namensfindung für eine neue Reihe von Laborthermostaten“ für den badischen Marktführer Julabo. Zur B2B Messe Analytica 2014 in München wurde die neue Reihe der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie fragen sich vielleicht, was dazwischen lag. Tja, einiges: Eben die Namensfindung, dann die rechtliche Sicherung des Namens, und natürlich jede Menge Entwicklungsarbeit durch die Ingenieure von Julabo. Die Geräte sind ja schließlich komplette Neuentwicklungen.

Julabo bemerkt dazu: „Mit der neuen Serie `CORIO´ führt JULABO die Tradition praxisperfekter Temperiergeräte fort, die mit der Erfindung des Glaskontaktthermometers durch den Vater des Firmengründers, Gerhard Juchheim, begann. Der Name CORIO (abgeleitet von engl. core = Kern) ist dabei Programm, denn technisch bieten die Laborthermostate alle essentiellen Funktionen für die Routineaufgaben im Labor.“

Hier ein Detailbild des Kopfes (der letztlich auch irgendwie das Herz des Gerätes ist):

Temperiergerät Labor Julabo Corio CD HR 02 Kopf

Vielen Dank an Julabo für das Bildmaterial!

Wer gerne mehr zum Projekt, anderen Projekten von B2B-Branding und meiner Arbeitsweise erfahren möchte – Näheres dazu finden Sie auf der Website der Naming-Agentur.

Topp statt Flopp: „Volgaz“-Sekt aus der Schweiz.

„Volgaz”, der Name eines Schweizer Sektes. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. So ging es mir leider in diesem Fall. Während ich erst dachte, dies wäre eines der üblen Saufwortspiele – die Namen der entsprechenden Produkte machen in Deutschland ja vor keiner Geschmacklosigkeit halt – ist hier alles anders.

VOLGAZ Sekt aus der Schweiz von Volg

Dies ist kein Sekt für eine Vollgas-Party bis zum Abwinken, sondern es ist ein Sekt herausragender Qualität der seriösen Schweizer Handelskette Volg. Der Name „Volgaz“ lässt sich einfach herleiten. Erstens aus dem Namen der Kette bzw. dem Namen der Schwesterfirma „Volg Weinkellereien“, die den Sekt aus Schweizer Trauben aus dem Zürcher Weinland erst vinifiziert und schließlich versektet. Zweitens aus dem eine herausragende Produkteigenschaft vermittelnden „gazeuz“.

 

So kommt es, dass im Kontext der Marke „Volg“, des Produktes mit seinen Eigenschaften und nicht zuletzt auch der Differenzen zwischen Hochdeutsch und Schweizerdeutsch, ein Produktname entstanden ist, der keinerlei negative Assoziationen oder auch nur Gefühle von Unpassendheit vermittelt. So kann man sich täuschen. Für den Export ins deutsche Ausland würde sich allerdings ein Namenstest anbieten.

 

Herzlichen Dank an Tamara Scheibli von Volg für Aufklärung der Hintergründe und Überlassung des Bildmaterials. Für die besonders Interessierten (und die mit Zugang zu Volg-Geschäften) geht es hier direkt zu Volg.

 

Galaxy Note 3 – Testnote oder Modell?

Man kennt ja Werbung mit Testurteilen. Am liebsten wird natürlich mit der Note 1 (= sehr gut) geworben. Verständlich. Umso kurioser, wenn man auf Werbung mit der Note 3 trifft, wie beim Galaxy Note 3. Es ist nicht schrecklich dramatisch, aber doch kurios: die Verbindung des englischen „Note“ mit dem Modell oder seiner Version, was im Deutschen Neues schafft:

Galaxy note 3 Name
Plakat von Vodafone mit dem Galaxy Note 3 von Samsung, © Werner Brandl

 

Umbenennung: Gildemeister wird DMG Mori Seiki

Vor kurzem waren in der Presse ganzseitige Anzeigen zu bestaunen: Aus Gildemeister wird DMG Mori Seiki. Für die Nicht-Maschinenbauer: Gildemeister ist eines der größten deutschen börsennotierten Maschinenbauunternehmen. Die meisten großen und größeren in dieser Branche sind ja „klassischer Mittelstand“ und somit nicht börsennotiert.

Interessant an der Namensänderung ist vor allem das erste Element. Mori Seiki, das zweite, ist ja einfach der (letztlich übernehmende) japanische Partner in diesem Merger bzw. Fusion. Aber was ist DMG? Meine Anfrage an Gildemeister blieb leider unbeantwortet. Deshalb hier der gewagte und völlig rückwärts gerichtete Erklärungsversuch: DMG steht für Deckel Maho Gildemeister, also für drei Unternehmen, die es nicht mehr gibt bzw. die von Gildemeister vormals geschluckt wurden. Die Pleiten von Deckel und Maho sind vielen (mittlerweile wohl älteren) Anlegern noch gut (naja, eher wohl schlecht) in Erinnerung. Falls diese Erklärung stimmt, stellt sich die Frage, warum man so etwas macht. Falls nicht, ebenso. Vielleicht weiß ja einer der Leser mehr zum Hintergrund der Umbenennung.

Großer Launch: Finanzmarke „girogo“ bundesweit

Der letzte Artikel zu girogo stellte die neue Finanzmarke vor, noch bevor sie in der Pilotregion eingeführt wurde. Nun, 2013 ist es Zeit für einen Nachtrag, denn der Rollout läuft auf vollen Touren. Bis 2015 werden zum Beispiel alle 45 Millionen Bankkarten der Sparkassen mit der neuen kontaktlosen Bezahlfunktion ausgerüstet sein. Zur Erinnerung noch mal das Logo:

Neue Finanzmarke girogo: Name und Logo
girogo Logo, © Euro Kartensysteme

Und ganz kurz noch mal, worum es geht, was girogo kann: Bezahlen im Kleingeldbereich bis zu 20 Euro ohne Stecken der Karte, ohne Unterschreiben, also unkompliziertes, schnelles Bezahlen. Für die Kunden sind die Vorteile klar: kein Suchen nach Kleingeld oder Karten, einfach die Karte mit girogo an den Leser halten und fertig. Also schneller Bezahlen und weniger Warten. Für die Geschäfte, die girogo akzeptieren, gibt es noch einen anderen gewichtigen Vorteil:  reduzierte Ausgaben für das Bargeldhandling.

Mehr Informationen findet man direkt auf der girogo Marken-Website.

 

PS: Wenn Sie sich fragen, warum die Marke hier vorgestellt wird? Ganz einfach, der Name stammt aus meiner Naming-Agentur, das Logo von meiner Partneragentur für Design und Logogestaltung, Meso in Frankfurt.

 

Die Milifanten sind los: Geheimprojekt

Von Storck groß als neu beworben, sind nun die Milifanten erhältlich. Schokostücke mit einer weißen, vermutlich Milch enthaltenden Cremefüllung. Und der assoziationsreiche verschmolzene Name ist auch recht putzig. Sie erinnern ein wenig an die Happy Hippos und andere Produkte insbesondere von Ferrero.

Was am Konzept erstaunt: Die Domain www.milifanten.de ist einfach leer. Da stellt sich natürlich die Frage, warum nicht zumindest auf Storck weitergeleitet wird. Die Lösung ist einfach. Auf der Storck Seite findet man nichts zu den Milifanten. Ein ganz schön raffinierte Strategie.

 

PS: Es gibt auch keine Facebook Seite, nicht dass jemand meint, hier wäre einfach das klassische Netz umgangen und gleich alles auf Social gebürstet worden.

Audi g-tron Antrieb: Namenstest bestanden

Die Früchte der ersten Zusammenarbeit mit Audi: Schon im März wurde das neue Antriebskonzept „g-tron“ auf der Messe in Genf vorgestellt.

Mancher mag sich noch an den Audi e-tron erinnern (übrigens ein tolles Beispiel für hysterisches und inkompetentes Bashing durch die Presse), dessen Kern ja elektrischer Antrieb war. Beim „g-tron“ ist nun alles anders, denn er fährt mit Gas aus Windkraft. Gleichzeitig hat das Auto, zunächst ein A3 Sportback, auch einen Benzintank an Bord, und kommt mit dieser kombinierten Treibstoffnutzung auf eine bemerkenswerte Reichweite. Der Motor ist natürlich so modifiziert, dass er beides essen kann, Gas und Benzin.

Was war nun mein Anteil an diesem Projekt? Der Name kam von Audi, ich habe den Namen in einer Vielzahl von Sprachen und Märkten auf Assoziationen, ähnliche Begriffe und Konzeptadäquanz überprüft (Namenstest).

Viel Erfolg mit dem Modell, wenn es Ende des Jahres in den Autohäusern steht!

Bild des Audi A3 g-tron in blau, Illustration zum Namenstest
Kandidat im Namenstest: Audi A3 gtron, © Audi AG

Ewald Schillig Brand. Eine neue Marke. Einfach so.

Neue Kampagne für eine neue Marke von Ewald Schillig. Die Marke heißt, aufgepasst: Brand. Richtig, eine Marke, die Marke heißt. Das ist so simpel, dass es fast schon wieder genial ist. An dieser Stelle eine Gratulation zur Eintragung dieser Marke, das hätte man im Markenamt sicher auch anders sehen können …

Wer ist dieser Ewald Schillig?

Ein Markenhersteller edler und qualitativ hochwertiger Möbelstücke, und er will mit der neuen ‚Brand‘ wohl ein jüngeres Publikum ansprechen. Die Kampagne ist barock-chic inszeniert und überzeugt mit satten Farben. Die Sofas und Sessel geraten in expressiver Zirkus-Atmosphäre fast in den Hintergrund. Aber die Bilder bleiben im Kopf. QR-Codes in der Broschüre zeigen, dass sich die Kampagne an eine medienaffine Zielgruppe richtet, die mit dem Internet vertraut ist.

Ewald Schillig Brand Name neue Marke opulent

Was genau bezweckt Ewald Schillig mit der neuen Subbrand „Brand“?

Jung soll sie sein, die Brand, kosmopolitisch vielleicht, edel, modern. Auf Anfrage erklärt der Marketingleiter, man habe mit der Ewald Schillig Brand, „nach einer Möglichkeit gesucht, einen neuen Kollektionsbaustein zu etablieren, der den gelernten Namen Ewald Schillig aufgreift und darüber hinaus eine Neuigkeit verspricht.“ Und das eben durch den unkonventionellen Markennamen „brand“.
Lässt sich nur hoffen, dass die Auffrischung der alten Brand durch die neue Brand gelingt. Ein auf jeden Fall spannendes Konzept.

Ewald Schillig Brand Name neue Marke opulent
Vielen Dank an Ewald Schillig für die Bilder!

Und herzlichen Dank an Niki Reimann für Recherchen und Mitarbeit am Artikel!

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