Namensrückblick: Glotzer, Buldak, Damien Hirst …

Heute einfach mal ein Rückblick auf spannende Namensentdeckungen der letzten Monate. Eigentlich hätten in der Zwischenzeit ein paar neue Namen enthüllt werden sollen, aber alles verzögert sich. Deshalb einfach was zum Spaß.
5 Namen, die ich interessant genug finde, um darüber zu schreiben.

Nr. 1: Glotzer

Wer Kinder hat, kennt sie. Sie sind unvermeidlich, vermutlich sogar an der Waldorfschule: Die Glotzer. Cooler Klang, klare Aussage. Geht bei jedem (zumindest wenn man gut Deutsch versteht) sofort nicht nur ins Hirn, sondern ins Herz. Denn Glotzen emotionalisiert, wie man heute gern sagt. Oder einfacher – wenn einen jemand anglotzt, dann ruft das Fragen bis Ärger auf – es bewegt. Und genau das macht auch der Name. Das einzige, was mich wundert, unabhängig vom Namen: Dass man so was heute noch wegen Verschluckgefahr verkaufen darf.

Packshot der Trolli Glotzer Sweets
© Trolli

Nr. 2: For the love of god

Jeder kennt ihn, den auf den ersten Blick spektakulären, letztlich aber erstaunlich wenig bewegenden Schädel von Damien Hirst.

Das in der Ausstellung gemachte Bild kann ich leider nicht veröffentlichen, da ich keine Rechte dazu habe. Wer ihn nicht kennt: einfach einen mit Diamanten übersäten menschlichen Schädel vorstellen.

Wie schon gesagt, der Anblick und das Konzept sind nicht bewegend, aber der Name hat eine kuriose Geschichte (laut Damien Hirst): Das Werk heißt „For the love of god“. Das eröffnet naturgemäß Interpretationsräume: Geht es um den Mammon an sich, um das Verhältnis von Materialismus und Gott oder ist es gar ein ganz privater Moment von Damien Hirst?
Weit gefehlt, mit den ganzen Spekulationen. Die Erklärung des Schöpfers ist so banal wie charmant: Schon als Damien Hirst noch als Jugendlicher provozierte und Schmarrn machte, da war dies der Ausspruch seiner Mutter, um ihr Erstaunen oder Entsetzten auszudrücken. Also ein ganz banales „In Gottes Namen“ oder bayerisches „Herrschaftszeiten“. So schlicht kann die Etymologie eines Namens sein. Anders und so viel weniger, als man selbst dazudenken kann.

Nr. 3: Flaschenöffner

Ein Klassiker aus der Nachbarschaft: Der Flaschenöffner.
Prototyp eines assoziationsreichen Namens und gelungenes Beispiel für eine Metonymie. Geht fix ins Hirn und ist, je nachdem, ob man will, mit einer Vielzahl von Bedeutungen füllbar.

Nr. 4: Buldak – Koreanisches Branding

Wer in den Asiamärkten zu Hause ist, kennt es natürlich:


Koreanische Tütensuppen mit einem besonderen und wiedererkennbaren Design – und einem coolen Namen. So richtig verstanden habe ich Buldak nicht, die Anfrage dort war zwecklos, und letztlich geht es ja um das, was man ohne Vorlesung zum Namen schon verstehen kann. Da bleibt dann einfach die phonetische Ähnlichkeit mit dem englischen bull duck. Während Buldak für deutsche Ohren ja eher was Türkisches hat, ist bull duck natürlich eher englisch mondän. Beides ist fein, und der Name ist definitiv anders als die anderen im Trockentütensuppenregal. Wenn jemand weiß, was die Idee bei der Einführung 2012 war – einfach in die Kommentare schreiben!

PS: Obacht, wenn da scharf drauf steht, dann heißt das auch scharf. Das ist anders als bei den drei Chilischoten beim Inder.

Zu guter Letzt Name Nr. 5: Ein italienischer Klassiker

Eigentlich ein ehernes Gesetz, aber das Volk hält sich halt nicht dran: nichts negativ ausdrücken. Wenn es halt so zutreffend ist!

Hässlich, aber delikat. Ein schöner, traditioneller Name für Kekse / Gebäck, das zwar nicht den Augen, dafür aber umso mehr dem Gaumen schmeichelt.

PS: Ich weiß durchaus, dass die Namen nicht neu oder aktuell sind. Man kann ja auch mal einfach Namensentdeckungen in den Fokus rücken.

Sacherwürstel mit Oxxenkracherl – auf Naming-Exkursion in Wien

Manches heißt in Österreich anders: das Halsgrat heißt Schopf, statt Zitronenlimo gibt es Soda Zitron, die Wiener ist eine Frankfurter. Und kommt man nach Wien, dann öffnet sich das Tor der Sensationen noch viel weiter.

Das Sacher

Beim Sacher, wo die Schlange draußen auf einen Platz drinnen wirklich lang ist, da gibt’s natürlich die weltberühmt-berüchtigte Sachertorte. Da sie so trocken ist, wird sie mit einem großen Ball Schlagsahne serviert. Aber dort gibt es noch etwas anderes, denn viele wollen ja nur ins Cafe um drinnen zu sein. Manche davon hätten aber lieber was Herzhaftes als die süße Torte. Die Lösung ist einfach: Sacherwürstel. So schlicht wie genial. Eben noch waren es ein wenig längere Frankfurter, durch das Servieren im Cafe werden sie zu etwas Besonderem, zu den Original Wiener Sacherwürsteln. Chapeau!

Sacher Würstel
Quelle: https://www.sacher.com/de/wp-content/uploads/sites/2/2023/07/cafehauskarte-wien_110723.pdf

Bemerkenswert auch, dass die Idee dieser Würstel schon über 30 Jahre alt ist. Und die Sacherwürstel kann man jetzt von verschiedensten Anbietern erwerben, so auch von Wiesbauer oder Hofstädter. Es sind natürlich nicht einfach nur umgelabelte Wiener, sondern Würstchen, die in mehreren Dimensionen verfeinert wurden, wie Länge, Farbe, Textur. Der größte Unterschied zu denen im Cafe ist sprachlich das Fehlen des „Original“. Interessant dabei, dass der Name „Sacher“ nicht exklusiv von dem Hotel bzw. Cafe verwendet werden kann. Die Seite des Lieferanten der Originalwürstel finden Sie übrigens hier.

Der Penny

Eine amüsante und durchaus smarte Strategie verfolgt der österreichische Penny. Bei ihm gibt es im Sortiment nicht nur den original Red Bull, sondern auch das „Oxxenkracherl“. Für die eher nördlich sprachlich ausgebildeten: Kracherl wird in (Ober)Bayern und Österreich traditionell für Limonade, insb. Zitronenlimonade verwendet. Der Ochse ist anatomisch gleich dem Bullen.
Stellt man sich vor, man müsste den Namen Red Bull auf „einheimisch-traditionell“ umformulieren, die Lösung wäre klar: Ochsenkracherl. Statt des drögen „ch“ noch ein paar zeitgemäße „x“ reingepackt, fertig ist die perfekte, bodenständige Kopie:

Oxxenkracherl Energy Drink
© Werner Brandl

Übrigens schmeckt die Variante „Kokos-Heidelbeere“ um Längen besser als es der angsteinflößende Sortenname vermuten lässt.

Das Eselmehl

Weil es so nett aussieht, und man wieder merkt, wie schön es ist, wenn man ein Bild erkennen kann und nicht nur eine angedeutete Eigenschaft mittels einer stilisierten Grafik:

 

Eselmehl
© Werner Brandl

Das Eselmehl ist eine traditionelle Marke der Farina Mühle, die heute ein Teil des GoodMills Mühlenkonzerns ist. Vielleicht ist ja auch was dran an der These, dass konkret bildreiche Darstellungen effektiver kommunizieren als abstrakte.

Das Dessert

Zu guter Letzt noch eine kleine persönliche Freude. Der Besuch im MAK ist natürlich jedes Mal ein rechtes Erlebnis. Diesmal habe ich mich nicht nur über die Exponate gefreut, sondern auch über die Ausstattung des Hauses. Immer fein, ein Projekt von mir in der wirklichen Welt zu sehen – in diesem Fall das Messsystem „Saveris“, erdacht und gemacht 2006:

Testo saveris MAK Wien
© Werner Brandl

 

Neue Marke – schön, nachhaltig

Ein echter Grund zur Freude, Veränderung ist möglich!
Ethisch, nachhaltig, dauerhaft.

Unter einer neuen Marke, kreiert von Werner Brandl, startet ein gigantisches, globales Aufforstungsprojekt. Nicht von einem Staat, nicht von einer NGO, nicht von der UNO, sondern einfach von einem Münchner Family Office:

Ethical and sustainable afforestation IDYLLICA
© Idyllica Global Sàrl

Angefangen hat alles vor 10 Jahren in Paraguay, „Neue Marke – schön, nachhaltig“ weiterlesen

Curamenta – das Portal für die psychische Gesundheit

Eine Innovation, die die Welt gebraucht hat, die den Menschen guttun wird. Ein neues digitales Angebot mit Informationen zu Krankheitsbildern, Selbsttest, Foren sowie der Möglichkeit zur Vernetzung und Therapiebegleitung. Hinter dem neuen Angebot für psychische Gesundheit stehen vier etablierte, öffentlich-rechtliche Klinikverbünde:

Curamenta Partnerlogos von LVR, LWL, vitos und kbo
Die vier Partner hinter Curamenta: LVR, LWL, vitos und kbo

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Pharmanamen: Erstaunliches im Insulinmarkt

Bei einer Recherche zu Pharmanamen im Insulinmarkt fiel mir wieder auf, wie stark Namen eine Voreinstellung von Ideen auslösen, und dass dies die erstaunlichen Möglichkeiten der Namensgebung perfekt illustriert. Und ja, das ist häufig ein Grenzgang, wie man an Fällen wie Glen Buchenbach (einem Schwarzwälder Whisky, der sich namentlich so sehr angeschottet hat „Pharmanamen: Erstaunliches im Insulinmarkt“ weiterlesen

GORE-TEX Extraguard: Innovative Technologie, neuer Name

Jetzt ist die neue Ingredient Brand endlich öffentlich! Das erste superrobuste GORE-TEX Laminat, das außen auf dem Kleidungsstück aufliegt, ist da! Bei einer Jacke mit GORE-TEX ist das Laminat, das die atmungsaktive Funktionalität aufweist, nicht auf der Außenseite. Es ist in einer Zwischenschicht verarbeitet, weil es traditionell keine harten Belastungen von außen erträgt. Beim neuen Laminat ist das völlig anders. Es ist auf der Außenseite verarbeitet und kann so „GORE-TEX Extraguard: Innovative Technologie, neuer Name“ weiterlesen

Neues Namenssystem aus Kundensicht für Knorr-Bremse Rail

Brems-Verstärker: 100 neue Namen aufs Gleis gesetzt

Wenn im tschechischen Brno bald neue Straßenbahnen fahren, dann sind Bremskomponenten von Knorr-Bremse an Bord – und meine Namen: „AirSupply“ heißt die Luftversorgung, „MagnetControl“ die Magnetschienenbremse und „SandGrip“ die Sandung. Das sind drei von mehr als 100 Namen im neuen Namenssystem. „Neues Namenssystem aus Kundensicht für Knorr-Bremse Rail“ weiterlesen

Ein Riesenmissverständnis: Die Altkatholiken

Durch einen Beitrag im Deutschlandfunk und durch die Dauerkrise der Katholischen Kirche bin ich auf ein religiöses Thema gestoßen. Die Altkatholische Kirche bzw. die Altkatholiken: Jeder hat den Namen schon einmal gehört, kaum einer hat eine Vorstellung, was das ist. Auf jeden Fall ein Namensproblem.

Auf den ersten Blick klingt altkatholisch – „Ein Riesenmissverständnis: Die Altkatholiken“ weiterlesen

Wie heißen die Impfstoffe gegen Covid-19?

Jedem ist mittlerweile Biontech ein Begriff. Auch AstraZeneca ist mittlerweile wohl bei einer Markenbekanntheit angelangt, von der man vor einem Jahr nur zu träumen wagte. Wobei hier nicht klar ist, ob Bekanntheit immer gleichzusetzen mit positiv ist. Wovon erstaunlicherweise kaum die Rede ist – das sind die Namen der Impfstoffe. Wer hat die im Kopf? Überall heißt es, der Biontech-Impfstoff. „Wie heißen die Impfstoffe gegen Covid-19?“ weiterlesen

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