Ein neuer Name für die Bundeswehr

Manchmal muss man einfach umbenennen. Das ist ein hoher Aufwand, und es ist definitiv nicht das, was man jeden Tag machen mag, aber es kann tatsächlich notwendig sein. Dann muss man einen neuen, einen besseren Namen finden, der für das Veränderte oder das angestrebte Neue passt. Schauen wir uns so eine Situation mal exemplarisch an. Unser Exempel soll etwas sein, das jeder kennt, und zu dem jeder eine Meinung hat. Es ist die Bundeswehr:

Bundeswehr

Veränderung im Namen widerspiegeln

Die Bundeswehr ist ein schönes Beispiel, denn sie hat mit verschiedenster Unbill und negativer Wahrnehmung zu kämpfen. Ihre Werte bezüglich zugebilligter Tatkraft, Einsatzfähigkeit, Ausstattung etc. sind niedrig. Ihr Profil ist im Fluss, denn heute wird von ihr verlangt, nicht nur (eher passiv) Frieden zu sichern, sondern (eher aktiv) auch das Land verteidigen zu können – quasi Paradigmenwechsel. Eine Erneuerung auf allen Ebenen steht deshalb an. Und das könnte auch eine Umbenennung umfassen. Denn so könnte das neue Profil extrem knapp vermittelt werden.

Gehen wir also davon aus: Bundeswehr muss anders heißen. Als Illustration machen wir das hier nur als Mikroexperiment, denn so ein Vorhaben ist nicht so einfach. Ein echtes Projekt zur Umbenennung, auch der Bundeswehr, ist nicht in 3 Minuten abgehandelt. Starten wir mit ein paar offensichtlich nicht umsetzungsfähigen Kandidaten:

  • Deutsche Armee: Zu wenig Luft, zu wenig Wasser.
  • Deutschkraft: Klingt ziemlich schwarzrotgold. Ist offener und klingt weniger kämpferisch. Hat seine Stärken bei humanitären Einsätzen und der Unterstützung des Technischen Hilfswerks.
  • Deutschwehr: Einen Tick nationalistischer und identitätsexpressiver als die Bundeswehr.

Was wird eigentlich gesucht?

Was macht man damit nun? Ein paar naheliegende und plausible Einwände waren das schon. Wir sehen, um Namen bewerten zu können, braucht man Kriterien, sonst ist man im Geschmackssumpf. Wo will man hin? Interessant für den neuen Namen könnte sein, nicht mehr den Bund zu betonen, sondern Deutschland bzw. die deutsche Wehrhaftigkeit. Der Wehrbestandteil im Namen Bundeswehr ist grundsätzlich solide und inhaltlich prima, er deckt die militärische Betätigung gut ab. Tatkraft mit militärischem Anklang sind wünschenswert, denn es ist ja nicht das Rote Kreuz. Hiermit könnte man tiefer in die Suche gehen und entsprechende Neukreationen sammeln. Man muss also erst mal wissen, was man de facto sein und ausdrücken will.

Was machen eigentlich die anderen?

An der Stelle kürzen wir jetzt ein wenig ab 😉 Wir schauen einfach links und rechts: Wie nennen andere Länder und vor allem unsere Verbündeten ihre Militärs? Vielleicht kann man da was lernen und sogar eine gemeinsame Linie zum Ausdruck bringen.

  • USA: United States Armed Forces, inoffiziell meist US Military oder auch US Forces. Letztlich so etwas wie Streitkräfte der Vereinigten Staaten.
  • UK: British Armed Forces, oder auch einfach nur Armed Forces. Die Einzelteile sind Royal Air Force, Royal Navy.
  • Frankreich: Forces armées françaises, auch Armée française = französische Streitkräfte
  • Italien: Forze Armate Italiane = italienische Streitkräfte
  • Österreich: Bundesheer
  • Schweiz: Schweizer Armee
  • Dänemark: Det Danske Forsvar, kurz Forsvaret = dänische Streitkräfte
  • Spanien: Fuerzas Armadas Españolas = spanische Streitkräfte
  • Estland: Eesti Kaitsevägi = estnische Streitkräfte
  • Polen: Siły Zbrojne Rzeczypospolitej Polskiej = Streitkräfte der Republik Polen

Eine exemplarische, mögliche Lösung

Schaut man all diese Beispiele an, so ergibt sich ein klares Fazit: auf unserer sehr kleinen Wissensbasis hätten wir einen eindeutigen Sieger:

Deutsche Streitkräfte

Deutsche Streitkräfte ist definitiv anders als Bundeswehr, und gemäß dem winzigen Lastenheft ist es zutreffender. Es ist verbündetenkompatibel, kraftvoller, landesorientiert. Jetzt kommt aber der wichtigste Punkt: Umbenennungen aufgrund von Problemen im Tagesgeschäft oder mit der Positionierung sind nur dann erfolgreich, wenn auch am Wesen, am Kern, an der Arbeitsweise entsprechende Weiterentwicklungen stattfinden. Sonst ist es einfach nur eins: teure Deko.

Wer tiefer einsteigen möchte, kann mit den Hintergründen zu den Begriffen Bundeswehr und Deutsche Streitkräfte starten 😉 Und natürlich mit dem Kapitel zur Umbenennung auf meiner Website.

 

Neues Namenssystem aus Kundensicht für Knorr-Bremse Rail

Brems-Verstärker: 100 neue Namen aufs Gleis gesetzt

Wenn im tschechischen Brno bald neue Straßenbahnen fahren, dann sind Bremskomponenten von Knorr-Bremse an Bord – und meine Namen: „AirSupply“ heißt die Luftversorgung, „MagnetControl“ die Magnetschienenbremse und „SandGrip“ die Sandung. Das sind drei von mehr als 100 Namen im neuen Namenssystem. „Neues Namenssystem aus Kundensicht für Knorr-Bremse Rail“ weiterlesen

„Die Mannschaft“ wegen Umbenennung schlechter geworden?

Durch die Umbenennung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft 2015 in „Die Mannschaft“ ist die Erfolglosigkeit gekommen. Nach diesem Muster wird heute oft argumentiert: ein kausaler Zusammenhang wird hergestellt, wo keine Korrelation besteht, sondern einfach zwei Phänomene gleichzeitig auftreten. Kann man machen, ist aber trotzdem falsch.

Dennoch – die Frage nach der Umbenennung, ihrem Grund und ihren Folgen, ist interessant. „„Die Mannschaft“ wegen Umbenennung schlechter geworden?“ weiterlesen

Not just smart, but useful! Paradigm shift at Google

What more beautiful thing is there than a paradigm shift?

A huge shift can be observed within the communication of Google and its home enabler brand Nest these days. As Google released already in May, they have decided to get rid of their smart products or rather of claiming they were smart. For sure you are familiar with the term “smart home” and all the smart electronic devices that are supposed to, well, what are they supposed to be? Smart? Is that really the point? „Not just smart, but useful! Paradigm shift at Google“ weiterlesen

Capri Sonne wird Capri Sun – die Umbenennung muss sein

Wer kennt sie nicht, die sagenumwobene Capri Sonne? Viele durften sie nicht wie Wasser zu Hause trinken, sondern bekamen sie nur auf Schulausflüge mit, als besonderen und praktischen Proviant. Das kleine Getränk ist schon seit rund 50 Jahren unter dem Namen, der noch die deutsche Urlaubsleidenschaft der Nachkriegszeit atmet, auf dem Markt.

Nun ist es so weit. Die Neuzeit hält Einzug. Eine der letzten Bastionen des Deutschen Produktnamings (haha, Deutsch, klar) fällt. Die Umbenennung ist da, Capri Sonne heißt ab 2017 global Capri Sun. „Capri Sonne wird Capri Sun – die Umbenennung muss sein“ weiterlesen

Haufe wowinex: Nachfolger der wowi c/s Software

Schön! Wieder was zu feiern! Ein Projekt der Namensentwicklung Werner Brandl hat das Licht der Welt erblickt.

Haufe, das große Freiburger Verlags- und Softwarehaus für den Mittelstand, Steuerberater und Anwälte, hat für die Wohnungswirtschaft und Immobilienunternehmen ein neues Produkt herausgebracht:

wowinex von Haufe - neue Marke für Hausverwalter-Software

Über viele Jahre war die Lösung WoWi c/s  marktführend in der Wohnungswirtschaft, z.B. bei großen Hausverwaltungen (> 10000 Wohnungen). 2015 war es Zeit für einen Relaunch: Mit einer völlig neu programmierten Nachfolgeversion, die die Möglichkeiten der vernetzten Arbeitsweise integriert.

Der Bedeutung des Schrittes und der signifikanten Veränderung entsprechend, sollte nicht eine neue Version oder Release erscheinen, sondern eine neue Marke dafür aufgebaut werden. Deren Name sollte aber anknüpfen an den alten, denn Kontinuität ist bei solchen Produkten extrem wichtig. Gleichzeitig sollte er die bahnbrechenden Besonderheiten, die differenzierenden Merkmale zum Vorgängerprodukt und zu den Wettbewerbsprodukten, herausstellen. So steht Haufe wowinex jetzt für die zeitgemäße Softwarelösung für die Wohnungswirtschaft.

 

Aus Bongrain wird Savencia – warum Rebranding?

Durch Zufall sah ich bei Aktienrecherchen, dass sich der französische Milchindustriekonzern Bongrain umbenennen wird. Es kennt vielleicht nicht jeder Bongrain, aber ganz sicher dessen Marken, zu denen die Weichkäsesorten St. Albray oder Le Rustique zählen, die man in allen Lebensmittelmärkten mit Markenprodukten kaufen kann. Es handelt sich um einen der größten Hersteller von Molkereiprodukten weltweit. Der Unternehmensname trat bisher kaum in Erscheinung, am prominentesten wohl noch als Arbeitgeber und auf dem Kurszettel der Börse:

Neuer Name für Bongrain - vor der Umbenennung

Die Neuigkeit des Rebrandings wird auf der Website von Bongrain per Pressemitteilung angekündigt. Parallel führt das Unternehmen ein neues Logo ein, das mit dem alten (das zugegebenermaßen nicht besonders attraktiv, merkbar oder aussagekräftig war) keinerlei Ähnlichkeit aufweist. Eher schon mit Unilever, dem FMCG-Riesen. Als ich den neuen Namen

Rebranding-Projekt Savencia - der neue Name für Bongrain

sah, stellten sich automatisch zwei Fragen:

Warum gibt sich die Firma diesen neuen Namen?
Und selbstverständlich:
Was kann er, was der alte Name nicht konnte?

Die Pressemitteilung von Bongrain (vom 16.03.2015) erklärt dazu: „This new identity brings to mind flavor & savor, pleasure, quality and innovation, which are the key elements of both the past and future of our businesses, and our values.” Das kann man so sehen – aber auch ganz anders.

Weiter heißt es über den Namen „it shall facilitate communication and increase our international visibility.” Das Argument, der neue Name mache die Kommunikation einfacher und erhöhe die internationale Sichtbarkeit, kann ich nicht nachvollziehen. Kommunikation und Sichtbarkeit hängen schließlich nicht in erster Linie mit einem Namen, sondern mit der Aktivität eines Unternehmens in puncto Kommunikation zusammen.

Das letzte Ziel kann ich nicht beurteilen, da ich den Satz nicht verstehe: „It shall enhance the image of the Group’s know how with its customers and consumers throughout the world, its partners, its people and its shareholders.“

Ich finde es schade, dass das französische Erbe (im alten Namen ja massiv präsent) in dem neuen, beliebigen Namen fallen gelassen wurde und sich nur noch im neuen Namenszusatz „Fromage & Dairy” findet – über den ich nicht zu lange nachdenken will.

So hoffe ich, dass mit dieser Umbenennung nicht Ziele erreicht werden sollten, für die eine Namensänderung gar nicht das geeignete Mittel darstellt. Ansonsten hat dieses Unternehmen unnötig Geld ausgegeben, das es viel gewinnbringender in die Auffrischung und Kommunikation des alten Markennamens investiert hätte.

 

Umbenennung: Gildemeister wird DMG Mori Seiki

Vor kurzem waren in der Presse ganzseitige Anzeigen zu bestaunen: Aus Gildemeister wird DMG Mori Seiki. Für die Nicht-Maschinenbauer: Gildemeister ist eines der größten deutschen börsennotierten Maschinenbauunternehmen. Die meisten großen und größeren in dieser Branche sind ja „klassischer Mittelstand“ und somit nicht börsennotiert.

Interessant an der Namensänderung ist vor allem das erste Element. Mori Seiki, das zweite, ist ja einfach der (letztlich übernehmende) japanische Partner in diesem Merger bzw. Fusion. Aber was ist DMG? Meine Anfrage an Gildemeister blieb leider unbeantwortet. Deshalb hier der gewagte und völlig rückwärts gerichtete Erklärungsversuch: DMG steht für Deckel Maho Gildemeister, also für drei Unternehmen, die es nicht mehr gibt bzw. die von Gildemeister vormals geschluckt wurden. Die Pleiten von Deckel und Maho sind vielen (mittlerweile wohl älteren) Anlegern noch gut (naja, eher wohl schlecht) in Erinnerung. Falls diese Erklärung stimmt, stellt sich die Frage, warum man so etwas macht. Falls nicht, ebenso. Vielleicht weiß ja einer der Leser mehr zum Hintergrund der Umbenennung.

Neuer Name – alter Duft: Brise wird Glade Namenswechsel

Subtiler Namenswechsel im Raumerfrischersegment!

Mit Brise konnte man sich auch ohne Lüften ein angenehmes Zuhause bescheren. Egal ob im Wohnzimmer, in der Küche oder im Bad. Brise sorgte mit seinen Produkten immer für frischen Wind auch in stickigen Räumen – und das seit Anfang der 80er Jahre. Ab Ende dieses Jahres heißt Brise aber Glade.

Brise Moments Name vor Umbenennung
Vor dem Namenswechsel
Packung Glade by Brise, nach der Umbenennung
Während des Namenswechsels

Als Nachfolger von Brise gehört Glade zur SC Johnson Gruppe, die unter diesem Namen weltweit Artikel rund um das Thema Lufterfrischer vertreibt. Nachdem jahrelang für eine frische Brise gesorgt wurde und sich der deutsche Markenname etabliert hat, setzt SC Johnson jetzt auf die Kernmarke des Konzerns. Eine solche Ausnahme, nicht von Anfang an mit der Original-Marke zu werben, gab es bisher bei Glade nur ein Mal: in Brasilien. Hier wurde die Marke – aufgrund der Schwierigkeiten mancher Brasilianer mit englischen Begriffen – unter dem Namen Gleid verkauft. Aber nur so lange, bis die Marke von den Konsumenten angenommen war und korrekt ausgesprochen wurde. Heute läuft der Vertrieb dort ausschließlich unter Glade. Die Umbenennung war erfolgreich, der Namenswechsel sinnvoll, da effizient.

Vielleicht wurde für den deutschsprachigen Raum eine ähnliche Problematik angenommen. Zumal ja selbst Kenntnis von der Bedeutung des englischen Wortes ‚glade‘ nicht vor Verwirrung schützt. Letztendlich folgt SC Johnson aber einfach einem Trend, der nun selbst den Lufterfrischermarkt erreicht hat: Internationalisierung des Markennamens. Große Marken wie Febreze und Airwick haben die Namenswechsel bereits vorgemacht. Wollen wir hoffen, dass sich die Leute schnell an die neue Brise gewöhnen.

Vielen Dank an Natja Henkenjohann von Edelman für Bildmaterial und Informationen!

PS: Hier gibt’s noch mehr Infos zu Markennamen und Markenstrategien!

Windows Phone – wäre es nach Rebranding erfolgreicher?

Vielleicht bin ich nicht der einzige, der sich diese Frage immer wieder stellt: Wäre Windows Phone, das Betriebssystem von Microsoft für Handys, unter einem anderen Namen erfolgreicher? Würden Windows Smartphones unter anderem Label auf weniger Vorbehalte treffen? Um es ganz konkret zu formulieren: Welchen Nutzen zieht Microsoft daraus, dieses Softwareprodukt unter der Marke Windows zu vermarkten?

So etwas frage ich mich nach jedem Test, bei dem wieder festgestellt wird, dass Windows hervorragend funktioniert. Nur  kaufen will es keiner. Die Kriterien für den Kauf eines Smartphones in den letzten Jahren haben sich verschoben. Ich spiele auf die Verfügbarkeit von gefühlten 10.000.000 Apps an, damit ein Betriebssystem ernstzunehmen ist. Eigentlich kurios, dass ein Smartphone nicht fertig gekauft wird, sondern erst durch die persönliche Konfiguration zum fertigen Produkt wird. Wobei die meisten individualisierten Smartphones einander am Ende dann wieder erschreckend gleichen.

Bis vor zwei Jahren hieß Windows Phone noch Windows Mobile. Eine Namensänderung, deren Hintergründe ich gerne wissen wollte. Warum wurde Mobile in Phone umbenannt, und warum läuft beides unter der Marke Windows? Ein Name, der bei manchen Menschen Erinnerungen an Patch Day, schwere Systemfehler oder Angstmacher wie Vista wachruft.

Leider wurde meine Anfrage an Microsoft mit einigen Fragen zum Thema negativ beschieden: „Microsoft hat zu dem Thema keine Informationen veröffentlicht.“ Dann soll sich einfach jeder selber etwas ausdenken.

Ich finde, es ist einige Gedanken wert, ob eine Namensänderung von Windows zu einem neuen Namen und einer neuen Marke hier sinnvoll (gewesen) wäre. Die Neugestaltung des Windows Logos für diesen Applikationsbereich deutet darauf hin, dass man bei Microsoft wohl teilweise solche Gedanken sehr gut nachvollziehen kann.

 

PS: Nie meine Intention, aber nun ganz passend zu lesen, dass Nokia die Lumias verramschen muss, da Windows Phone 7.5 nicht updatefähig auf die 8.0 Version ist.  Vielleicht war ja Windows doch die ehrlichere Variante der Markierung, und nicht das Rebranding.

 

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