Mattoni Wasser: Geschicktes Branding, erstaunliche Auflösung

Der Beitrag über den deutschen Unternehmensnamen eines indischen Unternehmens schreit ja fast nach einer weiteren Behandlung des Themas. Wir wollen deshalb heute den Blick nach Osten richten, zu unseren Nachbarn in Tschechien. Dort stechen einem sofort viele ungewohnte Marken ins Auge (auch die Hautcreme Astrid) und für den an Produktnamen oder Produktmarken Interessierten gibt es einiges zu entdecken.

Da gibt es Kreationen wie Birell für ein alkoholfreies Bier oder Steinner für Satellitenreceiver. Man ahnt Branding. Und dann trifft man auf ein Mineralwasser, das Mattoni heißt und in der Anmutung an bekannte italienische Wässer erinnert (vor allem in der klassischen Flasche, nicht so sehr in den Geschmacksvarianten in den wild geschwungenen PET Flaschen). Da fragt man sich dann, war hier ein Marketingkonzept inklusive spezieller Naminganforderungen die Grundlage? Woher kommt dieser Name, der doch reichlich untschechisch klingt (wobei man nicht vergessen darf, dass in Tschechien bis nach dem Krieg vieles nicht tschechisch, sondern deutsch klang).

Die Auflösung ist so einfach wie interessant. Warum Mattoni? Der Name geht tatsächlich auf Heinrich Edler von Mattoni zurück – geboren 1830, gestorben 1910. Er gab diesem Mineralwasser aus Karlsbad / Karlovy Vary seinen Namen. Und noch heute ist die Marke aktiv und erfolgreich. Der Adler im Logo geht übrigens auf das Familienwappen der Mattonis zurück.

Wer mehr erfahren möchte, findet auf der Seite in der Wikipedia einiges, und natürlich auch auf der Unternehmenswebsite.

 

Tücken der Namensfindung: Ein Bagger ist ein … ein Rasenmäher?

Eine unendliche Ressource für Highlights der Namensfindung: kostenlose Zeitungsbeileger, Prospekte für dies und das. Letzte Woche war einer von Toro dabei, einer Marke, der ich zugetan bin, da der Rasenmäher meines Großvaters, wohl nun schon knapp 50 Jahre alt, immer noch tapfer seinen Dienst versieht. Zwar etwas laut, dafür aber extrem zuverlässig und effektiv.

In dem Prospekt, betitelt „Handgeführte Rasenmäher, Rider und Handgeräte“, der von der Toro Europe in Belgien herausgegeben ist, werden verschiedene Typen von handgeführten Rasenmähern vorgestellt. Wir verwenden hier der Einfachheit halber eine symbolische Darstellung, wie so ein Gerät traditionell aussieht (der hier ist übrigens von Zündapp, wer hätte das gedacht?):

Rasenmäher Zündapp MM 50
Rasenmäher Zündapp MM 50, © Wikipedia

Zurück zur Produktaufstellung bzw. den Produktkategorien im Prospekt: Es beginnt mit „Elektrisch“, ein Laubbläser ist abgebildet. Dann kommt das „Stahlmähdeck“ – dazu später noch mehr. Aber dann: großer Auftritt des:

Super Bagger

Kinder verstehen darunter eine große Grabmaschine, und auch nicht wenige Große werden so etwas darunter verstehen. Ausgehend von der Muttersprache vieler Deutscher ist das ja auch richtig. Warum also wird hier ein Rasenmäher als Bagger bezeichnet? Er sieht ja nicht so aus. Die Gründe für diesen Produktnamen sind schwer zu finden, aber mögliche wären sicher: Gedankenlosigkeit, Marketingwagemut, globale einheitliche Bezeichnungen und natürlich auch ein legerer Umgang mit der deutschen Sprache. Namensfindung einfach gemacht.

Jetzt könnte es natürlich der Fall sein, dass es keinen 1:1 eingeführten deutschen Begriff für einen englischen „Bagger“ gibt, also so etwas wie einen Einsacker oder Sammler. Zumindest ein so eleganter deutscher Begriff wie „Stahlmähdeck“ sollte sich aber auch hier finden lassen. Bei diesem Modell kauft man übrigens auch nicht ein Stahlmähdeck (wer wusste, dass er so etwas braucht, und dass es so etwas überhaupt gibt?), sondern einen Rasenmäher mit …. Genau. Die dann noch folgenden Kategorien „Super Recycler“ und „Profi-Recycler“ passen sicher noch am besten in ein System von Gerätekategorien. So sind die Tücken der Namensfindung.

Fazit: Einen englischen Begriff in einem deutschen Kontext zu verwenden, der übersetzt eine völlig andere Bedeutung aufweist als das deutsche Homonym (öha!), das verlangt schon eine gute Begründung. Auf jeden Fall ist es eine verschenkte Gelegenheit zum Erklären, zum Verstandenwerden, und letztlich zum Verkaufen.

 

Namensfindung Versicherung: Neu, selbst erklärend und attraktiv

Vor gut einem Jahr kam ein Kunde auf mich zu, der einen Namen für ein neues Finanzprodukt suchte. Den Kunden kannte ich gut, die Versicherungskammer Bayern. Das Produkt nicht, es war ja auch eine Innovation. Wesen und Nutzen waren allerdings klar. Die Basis für die Namensfindung gelegt.

Ein gutes Jahr später ist die neue Kapitalversicherung, die besonders für das steueroptimierte Vererben größerer Beträge geeignet ist, auf dem Markt. Unter dem Produktnamen „GenerationenDepot“. Muss man nicht viel erklären, oder? Die Namensfindung war nicht einfach gewesen, denn der Name sollte ja nicht nur attraktiv und selbst erklärend sein. Die Domains sollten auch frei sein. Voilà.

Neuer Produktname: Namensfindung für Versicherung
Vielen Dank für das Bildmaterial an die VKB!

Hier geht’s zum Produkt bei der Versicherungskammer.

 

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