Domains und Namen – Recht und Marketing: Teil 1

Heute mal, weil es so oft angesprochen wird, ein ernstes Thema: Domains.

Los geht’s, räumen wir mit den Mythen auf. Hier werden die Antworten serviert auf Fragen, die unter den Nägeln brennen. Da die Thematik ja ganz schnell ins Juristische lappt, habe ich mir als Experten Dr. Bertram Rapp, einen auf Wettbewerbsrecht spezialisierten Anwalt aus Augsburg ins Boot geholt. Er wird den zweiten Teil dieses Beitrags gestalten. Diesmal beschäftigen wir uns mit einigen marketingbezogenen und natürlich speziell namensbezogenen Aspekten der richtigen Auswahl von Domains.

Grafik mit verschiedenen Domainendungen / urls

1. Frage: Was zeichnet einen guten Domainnamen aus?

Antwort: Insbesondere bei Domains sind natürlich Merkbarkeit und Unverwechselbarkeit ein wichtiges Kriterium. Zumal nicht alle Menschen ordentliche oder auch nur irgendwie organisierte Verwalter ihrer Bookmarks sind. Außerdem ist Mundpropaganda für Websites immer noch hilfreich. So sollte man es den Menschen, die etwas mitteilen wollen, möglichst einfach machen, dies auch richtig – also nachvollziehbar – zu tun. Ansonsten sind natürlich alle Aspekte wichtig, die auch für Markennamen bzw. kommerzielle Namen allgemein gelten.

2. Frage: Was macht man am besten, wenn man gern den eigenen Namen als Domain hätte, dieser aber nicht mehr verfügbar ist? Was sind die besten Alternativen und was sind mögliche Probleme?

Antwort: Wenn der eigene Name, z.B. der Firmenname ohne Firmierung als die gewünschte .de oder .com Domain nicht mehr verfügbar ist, gibt es eine Reihe von Alternativen. Früher verwendete man gern den Zusatz „online“ – das war aber eben früher. Heute ist online schlichtweg selbstverständlich. Es bieten sich aber eine Fülle anderer, teilweise auch suchmaschinenrelevanter Zusatzinformationen an: Tätigkeitsfeld, Fachgebiet, Portfolio, regionale Gegebenheiten oder auch Firmierungen. Mit diesem Instrumentarium kann man schon die meisten Fälle lösen. Und dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit, z.B. alternative Länderdomains oder welche der mittlerweile zahlreichen Alternativdomains zu verwenden.

Namenszusätze für Domains
Namenszusätze für Domains

3. Frage: Welche Domainendungen sind sinnvoll? Gibt es Preisunterschiede?

Antwort: Preisunterschiede sind eine relevante Entscheidungshilfe. Eine .tv Domain ist z.B. viel teurer als eine .de oder .com Domain. Ganz zu schweigen von den gebrandeten oder „erotischen“ Domains. Was sinnvoll ist, das bestimmen vor allem die Benutzer. Für viele Menschen sind Domains wie .de oder besonders gut geeignet, da sie vertraut und vertrauenswürdig sind. Hier vermittelt das Internet wohl eine Art Heimatgefühl und zumindest eine regionale Beziehung.

4. Frage: Braucht ein Unternehmen alle Länderdomains, wo es aktiv ist?

Antwort: Für viele Unternehmen stellt sich diese Frage. Mehr als zwanzig Länderdomains nur für das europäische Geschäft, oder z.B. einfach nur eine .com oder .eu Adresse, was ist das Richtige? Nun ja, Länderdomains mit dem eigenen Namen sind sicher grundsätzlich nicht schlecht oder verkehrt. Insbesondere bei einem Neustart in der heutigen Zeit ist es aber sicher eine Überlegung wert, über eine einzige Domain zu kommunizieren, und die Auswahl von Ländern, Märkten und Sprachen auf der Seite selbst durchzuführen.

5. Frage: Gibt es eine kritische Höchstlänge für einen Domainnamen? Wie lang darf ein Domainname höchstens sein?

Antwort: Wie immer, gilt auch hier, dass Kürze nicht verkehrt ist. Aber wie immer, gilt eben auch, dass alles von der Verwendung abhängt. Ganz kurze Domains mit drei oder vier Buchstaben sind ja schon alle vergeben. Im Mittelfeld und natürlich im Long Tail gibt es noch massenhaft freie Domains. Alles, was oft erwähnt, genannt, und als Adresse oder Suche eingegeben werden soll, sollte nicht zu lang sein, also weniger als 12 Buchstaben, um einmal eine konkrete Zahl zu nennen. Für Werbeaktionen und alle Zwecke, wo Domains nicht per Hand eingegeben, sondern z.B. nur über Links erreicht werden, können auch längere Domains, insbesondere merkfähige, Reim enthaltende, oder kuriose eine gute Alternative sein.

Beispiele langer Domainnamen mit besonderer Marketingzielsetzung
Beispiele langer Domainnamen mit besonderer Marketingzielsetzung

Ich hoffe, es waren ein paar wertvolle Tipps für Sie dabei. Im nächsten / neueren Beitrag behandelt Dr. Rapp dann einige juristische Fragen zu Domains und Domainrecht.

 

Neuer Filmtitel „Portraits Deutscher Alkoholiker“

Endlich auch in München zu sehen: Der herausragende Film zu Alkoholismus als Alltagsphänomen in der Mitte der Gesellschaft läuft diese Woche, und er war noch faszinierender und eindringlicher als in den Kritiken beschrieben. Aber uns geht es natürlich um den Filmtitel. Diesen zu finden war eine reife Leistung.

Der Filmtitel „Portraits Deutscher Alkoholiker“ packte mich schon beim ersten Lesen. Warum? Was macht diesen Titel interessant? Was vermittelt der Titel überhaupt? Ein paar Reflexionen oder auch nur Assoziationen dazu, natürlich ganz subjektiv, wie es sich für das Blog gehört: Es schwingt in diesem Titel eine Qualität, eine Schicht mit. Werden hier abgerissene Obdachlose am Rande des Todes portraitiert, nein, nicht. Alles geht gediegener zu. Solide Mitte, Bildungsbürgertum, solide Menschen. Erinnerungen an eine Anthologie von Klassikern kommen auf.

Gleichzeitig klingt auch ein gewaltiger Verallgemeinerungsanspruch an im Sinne von „wenn man das gesehen hat, dann hat man ein wirklich gutes Bild bekommen“. So ähnlich wie eine Anthologie. Natürlich ein Anspruch oder auch nur Anklang, der nie im Leben einlösbar sein könnte. Aber egal.

Und dann hat dieser Filmtitel natürlich eine Brachialität, Ehrlichkeit und Klarheit, die ihresgleichen sucht. Es geht hier um Alkoholiker. Nicht um Lebensbewältiger oder Lebensnichtbewältiger, nicht um Kranke oder Gesunde, nicht um Süchtige, es geht einfach und ganz klar nur um eine riesige Gruppe von Menschen in Deutschland, die wegen und trotz ihrer Sucht funktionieren. Es geht völlig unzweifelhaft nur um Alkoholiker.

Wer Gelegenheit hat, sollte sich den Film anschauen. Erzählungen aus dem Off, vom Funktionieren und Bemühen, und vom Scheitern, und dazu die Bilder des ordentlichen Lebens aus Deutschland, wo alles funktioniert. Danke!

Hallo neue Marke: „girogo“ – schnell und sicher bezahlen.

Aus der Werkstatt der Namensagentur: Neuer Name für kontaktlose Bezahlfunktion der Öffentlichkeit vorgestellt:

girogo Bezahlsystem - Name und Logo

Jetzt ist sie da: die neue kontaktlose elektronische Bezahlfunktion zur Verwendung auf Girokarten bzw. Smart Cards allgemein. In einem großflächigen Pilotprojekt wird die neue kontaktlose Bezahlfunktion ein Jahr lang bei über einer Million Verwendern getestet. Die neue Funktion girogo bietet eine attraktive und zukunftsweisende Option im Kleingeldbereich bis zu 20 Euro: kein Stecken der Karte mehr, kein Unterschreiben, einfach fix bezahlen.

Für die Kunden ist der Vorteil der neuen Bezahlfunktion schnell erlebbar: es muss nicht nach Kleingeld und auch nicht nach Karten gesucht werden, einfach die Karte an den Leser halten und fertig. So ergeben sich deutlich schnellere Bezahlvorgänge und kürzere Wartezeiten an der Kasse. Für die Geschäfte, die girogo akzeptieren, sind noch weitere Vorteile von Bedeutung: reduziertes Kleingeldaufkommen, das hohe Bewirtschaftungskosten verursacht sowie insgesamt geringere Ausgaben für das Bargeldhandling.

Der Name girogo, ein Projekt der Namensentwicklung Werner Brandl, integriert das Thema Zahlungsverkehr genauso wie die erhöhte Geschwindigkeit bzw. die Dynamik bei der Zahlung, was das charakteristische Merkmal im Gegensatz zu Steckkarten ist. Auch harmoniert der Name mit dem geläufigen Begriff „girocard“, kann aber genauso alleine stehen. Klar und zukunftssicher.

Vielen Dank für das Bild an die EURO Kartensysteme in Frankfurt!

 

Einfach nur schön: LUCIFAFEST 2011

Nur ganz fix, weil es so lustig ist: Im „Frohe Weihnachten“ Prospekt von Karstadt wird auf der ersten Seite eine Weihnachtsglocke von Hutschenreuther angeboten, deren Name eine wundervolle, geheime Dichotomie widerspiegelt:

Die Porzellan-Weihnachtsglocke 2011 LUCIFAFEST.

Und weil es so schön ist, hier gleich noch mal: LUCIFAFEST.

Ich genieße es: LUCIFAFEST.

Ich wünsche allen Namensexperten und -interessierten schon mal eine wundervolle Vorweihnachtszeit …

 

Namensrätsel – Wer findet die Elemente des Markennamens?

Im „ALDI informiert“ war eine wunderbare Marke, naja, eher ein Markenname, zu entdecken. Und der muss hier unbedingt erwähnt werden, weil er ein Namensrätsel ist.

Es war vor zwei Wochen, als eine Besteckgarnitur angeboten wurde, 30-teilig, für €49,99. Die Messer aus dem Set waren annonciert als „Made in Solingen“. Das komplette Set war mit einem Markennamen versehen: Auenthal.

Name für ein Besteck bei Aldi: Auenthal
Markenname für ein Besteck bei Aldi, gebildet durch Verschmelzung

Klingelt’s? Wer erkennt die hier kombinierten Marken am schnellsten? Wer wird Millionär?

Richtig, gut erkannt! Es handelt sich um Auerhahn und Rosenthal, zwei wirkliche Premiummarken aus dem Bereich gedeckter Tisch.

Hybridname durch Kombination der Markennamen Auerhahn und Rosenthal

Und fertig ist der Hybridname.

 

Neue Food Brand: 5 GUM Turbulence endlich hier erhältlich

Ein Naming-Projekt von mir, das schon ein wenig zurückliegt, aber nun erfreulicherweise wieder aktuell geworden ist: Die Food Brand Wrigley 5 GUM Turbulence. Endlich ist dieser Kaugummi auch in Deutschland erhältlich!

5 gum Packshot Turbulence - Wassermelone Sorte

2009 wurde die Geschmacksvariante Wassermelone als Erweiterung der 5 GUM Range in vielen europäischen Ländern eingeführt, darunter Spanien und Tschechien, aber eben nicht in Deutschland. Aufgrund nutriciokultureller Idiosynkrasien lag der Fokus damals auf süd- und osteuropäischen Ländern. Mehr zum ursprünglichen Namensfindungsprojekt finden Sie in der Meldung zum Launch des neuen Markennamens auf den Seiten der Namensagentur.

Umso erfreulicher ist es, dass die erfrischende und intensiv fruchtige Sorte ab der zweiten Jahreshälfte 2011 auch in Deutschland erworben werden kann. Damit sind nun folgende Varianten von 5 GUM auf dem Markt:

Electro
Pulse
Cobalt
Flood
Instinct
Evolution
Turbulence

5 GUM Sortiment, alle Mitglieder der Range, alle Varianten

Wie alle Namen der Range sind auch Turbulence und Flood existierende englische Substantive, die in den meisten europäischen Ländern verständlich bzw. erschließbar sind. Sie sind vielschichtig und spannend, und haben eine rätselhafte Komponente.

Wer gerne noch mehr zu Flood erfahren möchte, der Variante, die 2010 in Deutschland auf den Markt kam, und deren Name auch von uns stammt – näheres dazu finden Sie auf der Website der Naming-Agentur.

Und weil es so schön ist, hier noch ein Bild vom 5 GUM Turbulence Tray:

5 GUM Turbulence Tray, Wassermelone / Watermelon

Vielen Dank an Wrigley für das Bildmaterial!

Hier geht’s übrigens zur Website von 5 GUM bei Wrigley, wo man unter anderem die aktuellen Werbespots anschauen und die Aktion Walls Alive kennenlernen kann.

 

Das böse Wort – Grund für Lebensmittelverschwendung enttarnt

Wenn man die öffentliche Diskussion um verschwendete Lebensmittel, die „Mülltaucher“, die Unmengen entsorgter (also weggeschmissener und verrotteter) Lebensmittel verfolgt, könnte man meinen, der Begriff des Mindesthaltbarkeitsdatums wäre das Problem. Weil der so negativ ist. Und weil alle glauben, danach wäre das Lebensmittel nicht mehr genießbar. In Wirklichkeit aber würde es mit Ablauf des MHD wohl erst so richtig lecker. Wer schon mal Chips nach dem MHD probiert hat, der weiß, wovon die Rede ist.

MHD Mindesthaltbarkeitsdatum - Name / Bezeichnung
MHD Mindesthaltbarkeitsdatum. Name und Wirkung.

Die heilbringende Lösung kommt aus England, wo ja auch das gute Essen herkommt, oder zumindest der Messias der Schulküchen: „Zu genießen bis zum …“, „Schmeckt gaaaanz gut bis zum …“ oder „Am besten vor dem xxxx essen“. Wunderbar, was für tolle Lösungen. Was soll daran denn besser sein? Sie etablieren genauso die Zweiteilung des Zeitraums in „guten Zeitraum“ und „bösen Zeitraum“. Das ändert an der Sache überhaupt nix. Es erinnert an die Umbenennung der Bundesschuldenverwaltung in Finanzagentur des Bundes. Hat die Schulden nicht signifikant reduziert.

MHD Mindesthaltbarkeitsdatum als Zeichen für Qualität
MHD Mindesthaltbarkeitsdatum als Zeichen für Qualität

Man könnte natürlich einen Schritt weiter gehen: Garantiezeit wäre eine Idee, aber mit Garantien wird man wohl nicht auf viel Gegenliebe bei den Lebensmittelherstellern stoßen. Oder man gibt einfach das Produktionsdatum und einen empfohlenen Zeitraum für den Verzehr an. Ändert am Grundprinzip wieder nichts, und wenn die Leute sehen, wie alt die Lebensmittel schon sind, wird das ihre Kauflust sicher nicht stimulieren, sondern eher abschrecken. Es ist doch viel schöner zu sehen, dass eine Wurst noch zwei Monate haltbar ist, als dass sie schon vor sechs Monaten produziert wurde und noch zwei Monate haltbar ist.

Und wenn man sich überlegt, wofür das MHD eingeführt wurde, dann war ein Grund wahrscheinlich exakt der, den es jetzt erfüllt: für einen gewissen Frischegrad und eine gewisse Unbedenklichkeit des Verzehrs von abgepackten Lebensmitteln sorgen. Die Ursachen für die Unmengen weggeworfener Lebensmittel liegen sicher weniger im MHD begründet als vielmehr in Convenience, Immerverfügbarkeit, überbordender Auswahl, Sortimentsbreite, niedrigen Lebensmittelpreisen und was weiß ich noch alles. Und das arme Wort soll jetzt schuld sein.

Vielleicht sollte man den Leuten einfach besser erklären, was das MHD bedeutet. Denn ein Missverstehen des Sachverhalts wird durch Umbenennen nicht ausgemerzt, es ist nur eine Umetikettierung. Eigentlich sollten die Hersteller und der Handel daran auch ein Interesse haben. Vielleicht ziehen ja mal alle an einem Strang? Dass Nachhaltigkeit, Brachialisolierung von Gebäuden und die GEZ gut sind, wurde ja schließlich auch allen beigebracht …

 

PS: Eine andere, recht deutsche Lösung wäre natürlich, einfach „best before“ zu verwenden. Ein super englischer Ausdruck, alle stellen sich was Schönes vor, und ein Teil versteht gar nix, perfekt.

PPS: Unter welchem Label wurden eigentlich in der EU traditionell die Lebensmittel vernichtet, wenn aufgrund der Planwirtschaft mal wieder zu viele produziert wurden?

 

Lieber extravagant als irrelevant – Kooperation Nomos – Roeckl

Nomos & Roeckl bleiben bei den ungewöhnlichen Pflanzennamen. Schon vor einigen Jahren hat Nomos ein unglaubliches Namenssystem für Sondermodelle der Damenarmbanduhr „Tetra“ gemacht. Die 16 tuchmatten Farben der Zifferblätter waren an das Aussehen von kleinen, wilden Blütenpflanzen angelehnt. So kam es zu wunderschönen deutschen Modellbezeichnungen (Chapeau den Namenserfindern!). Eine kleine Auswahl davon:

Jelängerjelieber, Tausendschön, Maßliebchen,
Hasenohr, Sumpfkratzdistel, Bärenfuß,
Flohkraut, Knabenkraut etc.

Im Sommer wurde diese Tradition wiederbelebt, und jetzt ist schon Herbst, aber thematisch passt es hier sehr gut. In einer Kooperation mit dem Münchener Handschuhhersteller Roeckl wurden Sets von Uhr und Handschuh entwickelt, die wieder sehr bemerkenswerte Namen tragen. Nomos formuliert es so: „Mit der Serie Tetra + Uhren in den Farben von Pilzen und Beeren, und Handschuhen in den gleichen Tönen verbeugen sie sich ein wenig vor der Manufakturkunst des anderen – und küssen ihren gemeinsamen Kundinnen rechts und links die Hand.“ Allerdings auch dieses Mal nur für Damen – warum eigentlich nicht auch für Herren?

Nomos Tetra Uhren und Handschuhe mit ungewöhnlichen Namen
Auswahl der Nomos Tetra Uhren und Handschuhe, © Nomos

So heißen die vier neuen Sondermodelle Burgundertrüffel, Erzgebirgsperle, Mäusedorn und Blasser Zonenmilchling. Produktnamen, die auffallen, erstaunen, berühren, Bilder wachrufen, und in Erinnerung bleiben.

Die Erklärung von Nomos hierzu:
„Diese vier Uhren der neuen Serie Tetra + gibt es samt Roeckl-Handschuhen zum Preis von 1.200 respektive 1.340 Euro im September im ausgesuchten Uhrenfachhandel. Woher der Unterschied kommt? Modell Burgundertrüffel und Modell Mäusedorn besitzen noch ein kleines Extra: Sie zeigen die hochfeinen Manufakturkaliber, die in ihnen ticken – durch einen Saphirglasboden. Blasser Zonenmilchling und Erzgebirgsperle hingegen kommen etwas schüchterner daher, mit Stahlboden. Wunderschön sind sie alle vier.“ Wer mehr wissen möchte – hier geht’s zu Nomos, und hier zu Roeckl.

Uhr von Nomos und Handschuh von Röckl in Anwendungssituation
Uhr und Handschuh in Anwendungssituation, © Nomos

 

Die Uhrenmarke UHR – wo ist die Marke?

Wie so häufig, merkt man auch bei Markennamen am deutlichsten, wie wichtig sie sind, wenn sie fehlen.
In den letzten Jahren sind Myriaden neuer Uhrenmarken auf den Markt gekommen. Ein kleiner Teil aus der Schweiz, der Großteil aber Private Label auf Uhren großteils chinesischer Provenienz. Besonders beliebt (und einfach umsetzbar) sind natürlich „Markennamen“, basierend auf Nachnamen oder französisch bzw. schweizerisch klingenden Kombinationen aus Vor- und Nachnamen. Um Linhoff, Constantin Durmont, Graf von Monte Wehro oder wie auch immer kümmern wir uns jetzt aber nicht. Das sind halt klassische Me Toos, die meist keinen tatsächlichen Markenaufbau leisten können.
Interessant wird die Sache bei folgender neuer „Uhrmarke“: UHR.

Uhr - Schwäbische, günstige mechanische Uhren. Schriftzug
UHR – schlichter Name für durchaus ansprechende Uhren

Ja, da schaut man erst mal, wenn man das auf einem Zifferblatt erblickt. Irritierend. Als würde auf einem Lautsprecher „Lautsprecher“ stehen, als würde auf dem Handy nicht „Nokia“, sondern „Handy“ stehen, oder am Tischbein „Tisch“.

Klassischer automatischer Chrongraph von UHR
Klassischer automatischer Chronograph von UHR

Wenn man auf die Website des Unternehmens unter www.uhr.info schaut, wird klar, dass der Name durchaus mit dem Marketingkonzept korreliert: günstige Uhren, kein unnötiger Schnickschnack, dennoch hochwertige Ausführung, kostengünstiger Direktvertrieb. Alles eher frugal. Sogar am Namen wurde gespart. Nur mit der Einzigartigkeit des Namens hapert es natürlich. Was auch daran ablesbar ist, dass der Name „UHR“ wohl nicht als Marke für Uhren beim Markenamt eingetragen werden kann.

Doch auch die Kommunikation und das Marketing werden durch diesen Namen nicht unbedingt einfacher. Ein Beispiel mag dies verdeutlichen. Wer sich über Uhren informiert, schaut in die vielen Uhrenforen, die es im Internet gibt. Und hier zeigt sich eine kuriose Schwachstelle dieses (so simpel und nüchtern fokussierten) Namens. Wonach soll man suchen? Erfahrungen mit UHR Uhren? Qualität UHR Uhren? Probieren Sie es aus. Die Ergebnisse sind niederschmetternd. Die Großschreibung des UHR in einer Suchmaschine wie Google ist nicht hilfreich, da Google gar nicht oder nur ein ganz klein wenig zwischen Groß- und Kleinschreibung differenziert. So werden dann eben Myriaden von unpassenden Treffern, wo „Uhr“ vorkommt, generiert. Die anderen Suchmaschinen funktionieren ähnlich.

Eine Erklärung für die Namenswahl könnte sein, dass es sich hier im Prinzip um einen Lieferanten von Private Label Uhren handelt, und nur für den „Fabrikverkauf“ das „UHR“ geschaffen wurde und auf die Zifferblätter gedruckt wird. Dem widerspricht aber, dass nirgends von Private Label die Rede ist.
Natürlich bewegen wir uns hier im spekulativen Bereich, wie immer sehr subjektiv zudem. Entscheidend ist in der Kommunikation allerdings immer, was beim Empfänger ankommt, denn alles andere ist, wenn man mal ganz hartherzig (oder eher ehrlich) ist, irrelevant.
Übrigens sind die Uhren sehr klassisch, wirken hochwertig verarbeitet, und zeichnen sich tatsächlich durch ein woanders kaum auffindbares Preis-Leistungs-Verhältnis aus …
Hier noch ein klassischer Chrono:

Sportlicher Automatic Chrono von UHR
Sportlicher Automatic Chrono von UHR

Vielen Dank an UHR für das Überlassen der Bilder!!!

 

 

Dt. Name – Int. Unternehmen: Naming mal andersrum

Faszinierend: In einer Computerzeitschrift war ein Artikel über einen indischen Anbieter von IT Fortbildungskursen. Wie man sich leicht vorstellen kann, sind die Vorteile die folgenden: viel billiger als in Deutschland (nur Hälfte bis Drittel der Kosten) bei fantastisch kompetenten Trainern. Deshalb verschiffen wir jetzt die ITler der Welt nach Indien, wo sie in mehrwöchigen Kursen die entsprechenden Zertifikate der großen IT-Konzerne erwerben. So weit, so gut.

Richtig interessant wird die Sache nämlich beim Naming des führenden Anbieters von solchen Kursen: Rohit Aggarwal. Halt, das ist gar nicht der Name des Anbieters, das ist der Gründer von, ja, jetzt wird’s spannend: Koenig Solutions.

Logo Koenig Solutions Internationaler Unternehmensname

Ein indisches Unternehmen, beheimatet in Delhi, mit einem deutschen Namen? Na klar, wir machen so etwas ja auch die ganze Zeit, also fremdsprachliche, insbesondere englische oder auch französische und italienische Namen für deutsche Unternehmen. Und wie so oft, fällt einem etwas besonders auf, wenn man selbst davon betroffen wird, also wie hier, wenn ein indisches Unternehmen einen deutschen Namen wählt. Warum machen die das? Die Gründe der deutschen Unternehmen sind oft der Wunsch nach Internationalität (was immer das genau sein mag) und globalem Appeal. Und was war die Motivation der Inder?

So haben wir uns mit ein paar Fragen an den Gründer gewandt, um seine Gründe für die Wahl des Unternehmensnamens herauszufinden. Hier unsere Fragen und seine Antworten:

1. What kinds of services does your company offer?

We offer training and certification for Microsoft, Cisco, Oracle, VMware and Red Hat technologies. 98% of our customers are from outside India and many are from Germany.

Screenshot von Koenig Solutions - Smart Naming

2. Who is the main target group of your company?

IT Professionals, aspiring IT professionals and companies who require to train and certify their IT staff.

3. Why did you choose the German name “Koenig Solutions”?

It is a funny story and dates back half a century. My father started a manufacturing business in India in the 1960’s for import substitute electromechanical components such as microswitches. German and Japanese goods were held in high esteem so he named his company Essen Deinki (Essen is a well known industrial town in Germany and Deinki is Japanese for electric company). His products were very good quality and the fact that they sounded German and Japanese also helped. He did quite well. In 1970s he branched out into electronic products and again looked for a German name. This time he chose Koenig, and Koenig Electronics was born. In 1990s after graduating from college I was looking for a name for my company and Koenig Solutions sounded just right. Initially we had marketed under the brand of Digital Equipment Corporation but DEC went out of business and we switched to the Koenig name. Koenig is difficult to pronounce and marketeers say it is not a good choice for a B2C brand. But it has proven lucky for us.

Und hier noch ein Screenshot mit der Kartenübersicht:

Screenshot von Koenig Solutions - Deutscher Name für internationales Unternehmen - mit Indienkarte

4. How do people in India react to your company name?

They find it difficult to pronounce and remember. Our sales staff spends a lot of time pronouncing and spelling out the name. And our accounts staff has to handle a lot of incorrectly addressed cheques (most common being “Koeing”). But we think the German connotation still reassures a lot of our clients about the quality.

5. How do your clients / inquiring parties from all over the world react (e.g. Americas, Europe, Asia)?

Everyone is curious why an Indian training company is named Koenig, but we think this is also one reason they look deeper to find more about us.

6. Is there any difference concerning the reactions of people from various regions all over the world?

Not really, except that some people have greater difficulty in pronouncing and remembering the name correctly. Of course, Europeans and Americans are more familiar with the name.

7. Are you happy with your name decision and would you do it again this way? Is there anything you would do differently if you had to choose a name again today?

Since we are a successful company and somewhat superstitious, we believe it has been a lucky name for us, and we will not want to change it. We believe that like accidental ideas (and “accidental billionaires”), accidental names are propitious – so we will again let a name pop up from nowhere.

I would like to express my gratitude to Ujala Bhatia of Koenig Solutions for providing all the information and images requested for use in this article!

Und natürlich auch vielen Dank an Ingrid Weidner, die mich überhaupt erst auf das Thema gebracht hat!

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung technisch notwendiger Cookies zu.

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen