Asiatische deutsche Namen: Krieger und Zauber

Wer mich kennt, weiß, dass deutsche Namen und das Verhältnis des Deutschen zum Englischen meine besonderen Steckenpferde sind. Da muss ich natürlich über meinen neuesten Fund schreiben.

Im nicht allen geläufigen Segment der Angelrollen gibt es neben Shimano und Daiwa einen weiteren gewichtigen Player: Ryobi. Manchen mag Ryobi durch ihre DIY Tools bekannt sein, aber die Japaner stellen auch Angelrollen her. Mittlerweile hält allerdings ein chinesischer Hersteller die Lizenz für die Vermarktung der Rollen unter dem traditionsreichen Markennamen. Das Sortiment ist groß, und die Namen meist Englisch oder mit asiatischer Anmutung, teils auch recht künstlich. Man könnte im Großen und Ganzen sagen, vielfältig:

NAXO KRIEGER CARNELIAN ZESTER
OASYS ARCTICA Apuila Fokamo
Vertigo Zester Excia Zauber
Safari Navigator Genius Adventure
Drastic Hechi Chinu Ikada
Ixorne Varius Amazon Insider
Ecusima Applause Stamina Proskyer

 

Wer genau hinschaut, dem fällt etwas auf. In dieser Ansammlung von Namen haben sich zwei deutsche Lexeme eingeschlichen:

Name für eine Stationärrolle von Ryobi: Zauber  Name für eine Stationärrolle von Ryobi: Krieger






„Krieger“ und „Zauber“. Was machen die da? Man kennt das ja aus Deutschland, da heißt vieles „Magic“, aber wenig „Zauber“ – weil „Magic“ ja viel besser als „“Zauber klingt. Was war also  die Motivation von Ryobi, genau den anderen Weg zu gehen und diese beiden deutschen Namen auszuwählen? Ich habe sie gefragt, aber leider keine Antwort erhalten. Deshalb gebe ich diese selbst:

Die deutschen Namen haben ein schönes Schriftbild und vermitteln durch Ihr Deutschsein einen hohen Qualitätsanspruch. Auch inhaltlich passen Sie gut zum kämpferischen Aspekt des Jagens / Fischens wie auch zur herausragenden Technologie der Rollen.

Ungefähr so stelle ich mir die Antwort vor, die ich nicht erhalten habe. Bei „Zauber“ könnte ich sie nachvollziehen, bei „Krieger“ fällt mir das schon schwerer.

Ein wenig erinnert dieser Fall an den der indischen Trainingsfirma Koenig, den ich im Blog früher besprochen habe. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie das Deutsche von außen als attraktiver gesehen wird als aus deutscher Perspektive.

 

App KartenRegie: Neuer Name für neuen Service

Große Freude, neues Projekt von mir am Markt: die App KartenRegie der DZ BANK zur Verwendung durch die Volksbanken und Raiffeisenbanken!

Mit der Finanz-App KartenRegie können die Inhaber von Kreditkarten bei Volksbanken und Raiffeisenbanken Ihre Kartenumsätze in Echtzeit verfolgen und haben so die volle Kontrolle über Einnahmen und Ausgaben. Mit der Echtzeitbenachrichtigung sorgt KartenRegie für ein Plus an Sicherheit beim Einsatz der eigenen Kreditkarte. Sollte die Karte missbräuchlich eingesetzt werden, bemerkt man es sofort und kann gleich vor Abbuchung vom Konto reagieren. Die automatische Kategorisierung der Umsätze und ihre Eintragung in ein Kassenbuch geben außerdem einen genauen Überblick über die Ausgaben. So sieht der Name (mit dem Logo nach den Richtlinien der Volksbanken und Raiffeisenbanken) in Aktion im App-Store von Google aus:

Mobile App Symbol der App „Kartenregie“ im Google Play Store
Mobile App Symbol im Google Play Store

Die größten Vorteile der neuen App sind:
1. Transparenz und Kontrolle: Alle Kreditkartenumsätze in Echtzeit im Blick
2. Echtzeitbenachrichtigung bei jedem Kreditkarteneinsatz
3. Sofortige Reaktion vor Abbuchung bei Verdacht auf Missbrauch möglich
4. Kategorisierung der Umsätze und Budgetierung mit Begrenzung der Ausgaben
5. Kompletter Überblick über alle Ausgaben durch Einbezug von Girokonto und Barzahlungen
6. Höchste Sicherheit durch Bank-Sicherheitsstandards

All diese Inhalte galt es bei unserem Projekt in einem leicht verständlichen Namen zusammenzufassen. Da die Mobile App nicht direkt durch die DZ BANK vertrieben wird, sondern über die in ihr organisierten Volksbanken und Raiffeisenbanken, waren die breiten Zielgruppen dieser Bankengruppe maßgeblich für den Namen. Ein englischsprachiger Name passte zu diesen Markenwelten nicht. Die Lösung KartenRegie erwies sich als die einfachste und gleichzeitig treffendste. Zudem waren alle relevanten Domains verfügbar, und auch als Appbezeichnung war der Name verfügbar.

Die Regie übernehmen, alles im Blick haben und jederzeit Einfluss auf das Geschehen nehmen können: Dieses Gefühl von Kontrolle und Überblick möchten die Volksbanken Raiffeisenbanken an ihre Kreditkarteninhaber mit der neuen App KartenRegie weitergeben. So war die Entscheidung für diesen beschreibenden Namen nicht schwer: Er vermittelt klar, dass man damit die Kreditkarte und seine Finanzen einfach im Griff hat.

Viel Erfolg!

Und hier noch der Startbildschirm für alle, die keine Kunden der VRB sind und die App nie erleben werden …

Startscreen der Mobile App der DZ Bank „Kartenregie“
Mobile App Startscreen Kartenregie © DZ BANK

Wer noch mehr über die App erfahren möchte, kann sich bei den Volksbanken Raiffeisenbanken informieren. Wer Interesse an anderen Projekten zu deutschsprachigen Namen hat, findet hier mehr zu einigen Versicherungsfeatures der Versicherungskammer, und hier zu einem Titel für eine Zeitschrift. Und hier gehts zur Namensagentur.

 

Enkelfähig – Zeitschriftentitel für Kopf und Herz

Als ich von „enkelfähig“ las, da traf es mich wie der Schlag. Was war denn das? Und wer traute sich, seiner Zeitschrift so einen Titel zu geben?

Titel Magazin „enkelfähig Wert & Werte“ von Haniel
Magazin „enkelfähig“ von Haniel © Haniel

Mit dem Absender Haniel hatte ich dann schnell eine (richtige) Ahnung, in welche Richtung der Zeitschriftentitel ging und was er sein sollte – die  bildhafte und einleuchtende Übersetzung der Unternehmensphilosophie in ein neues, verständliches (oder zumindest erschließbares) Wort. Geht es noch spannender?

Frau Hausmanns von Haniel war so freundlich, mir das Konzept hinter der Zeitschrift mit diesem besonderen Namen zu erklären. Hier das Wichtigste dazu:

Haniel ist ein traditionsreiches Duisburger Investorenunternehmen im Familienbesitz, das für seine Anteilseigner (die Familie, und das sind hier ca. 650 Menschen) ein langfristig profitables Portfolio gestaltet. Das geschieht so seit den Anfängen des Unternehmens Mitte des 18. Jahrhunderts. Nachdem in neuerer Zeit bereits über die Homepage, den Geschäftsbericht und das Intranet (eher nach innen) kommuniziert wurde, fiel 2011 die Entscheidung für ein eigenes, neues Magazin. Damit sollten weitere Zielgruppen erschlossen und diesen das Geschäftsmodell von Haniel nähergebracht werden. In „enkelfähig“ und seinen Geschichten soll deutlich werden, wie zukunfts- und werteorientert Haniel agiert. Der Titel fasst dies in einem Wort sehr elegant zusammen. Heute ist der Name eine tatsächliche Kommunikationsmarke (er ist übrigens auch als Marke für Publikationen und Medienprodukte geschützt) und hat die Ansprache der Mitarbeiter von Haniel, von Geschäftspartnern, Bewerbern, Journalisten und vielen mehr enorm verbessert.

Zurück zum puren Namen „enkelfähig“, seinem Inhalt und seiner Wirkung. Dass der Name gut sein muss, belegen das Feedback sowohl auf das Magazin selbst wie auch auf den Namen.  Aber was ist das Geheimnis, warum löst der eine Name etwas aus, während der andere alles auf Start stehen lässt? Warum erscheinen in meinem Kopf sofort Bilder von Generationen, von kleinen Kindern mit ihren Großeltern? Warum sind da Werte im Raum, wie Langfristigkeit, Solidität, Ehrlichkeit, Vertrauen? Und wenn ich meinen Versuchspersonen trauen darf, dann geht in ihren Köpfen ganz ähnliches vor sich.

Meine These: Deutsch trifft tiefer als Englisch. Ein deutscher Name, besonders ein innovatives Kompositum, das entschlüsselt werden kann, berührt Menschen anders als ein englischer Begriff (nehmen wir mal als besonders langweiliges Beispiel „sustainable“). Denn was man tatsächlich versteht, berührt anders als das, wovon man ein vages Bild hat oder erst eines dazukonstruieren muss.

Ein englischer Name hat allerdings den Vorteil, dass sich alle – Absender wie Rezipienten – etwas vorstellen können, von dem sie glauben, dass es damit zusammenhänge – ähnlich einem Wunschkonzert. Weil das Verstehen aber nicht so tief ist, sind sie nicht so stark emotional involviert und berührt wie in ihrer Muttersprache.

Ein hübscher Beleg für die Attraktivität des Namens ist sicher auch die immer wieder erfolgende Verwendung im allgemeinen Sprachgebrauch, in der Welt außerhalb Haniels: Wenn z.B. der NRW-Wirtschaftsminister es verwendet – als schöne Alternative zum arg abgedroschenen „nachhaltig“. Vielleicht finden ja über den Zeitschriftentitel tatsächlich auch die Ideen Eingang in die Köpfe der Menschen.

 

PS: Ein Projekt von mir mit ähnlicher Ausrichtung ist das Generationendepot der Versicherungskammer Bayern.

 

5 GUM Turbulence mit neuer Beschreibung – Deutsch!

Wie früher schon im Namensblog berichtet oder auf meiner Website zu lesen, habe ich ja den Sortennamen bzw. die Subbrand Turbulence für Wrigley 5 GUM gemacht. Bisher sah die Packung so aus:

5 gum Packshot Turbulence - Watermelon
5 GUM Turbulence Pack Watermelon – Quelle: Wrigley

Im August 2014 ist eine neue Packungsvariante erschienen, die durch Formen und Farben viel stärker die Wassermelone verdeutlicht, ein verändertes Sortenzeichen aufweist, aber vor allem – mit einer deutschen Beschreibung versehen ist. Bisher lautete diese:

„A mouthwatering watermelon / Sugarfree Chewing Gum“.

In der neuen Edition heißt es:

„Ein Geschmackserlebnis saftiger Wassermelone / Zuckerfrei“.

Und so sieht die neue Packung aus:

5 GUM Turbulence Pack - Beschreibung auf Deutsch
5 GUM Turbulence Pack Wassermelone – Quelle: Wrigley

Es ist schon eine wirklich große Veränderung, dass nun auf Deutsch mit den Käufern kommuniziert wird. Besser verständlich sind die Inhalte auf jeden Fall, ob sie auch attraktiver erscheinen, das ist die spannende Frage. Aber Wrigley hat sicher entsprechende Tests im Vorfeld gemacht.

Wer gerne mehr zu den Sortennamen erfahren möchte, der findet Näheres dazu auf der Website der Naming-Agentur. Interessant ist auch der Namensüberblick zum gesamten 5 GUM Portfolio in der Wikipedia. Und hier geht’s zur Website von 5 GUM, wo man viele Aktionen mitmachen kann.

 

Inspirationsquelle für Lindt „Hello …“ gefunden!?

Endlich ist sie entdeckt, die Inspirationsquelle von Lindt für die Namen der Produktfamilie „Hello, my name is …“ . 😉

„hello my name is“ Aufkleber

Man beachte bei den Aufklebern besonders die Anwendungsfelder School, Home, Office. Also, wenn man sich mal zu Hause nicht mehr kennt, ist das eine prima Lösung.

Packung mit „hello my name is“ Aufklebern
Packung der Aufkleber zum Identifizieren von Teilnehmern oder Dingen.

Über das Lindt Namenssystem habe ich übrigens schon einmal versucht zu schreiben – mehr hier.

 

App Die Blasenhexe – eine übersetzte Bubble Witch

Zur Zeit läuft auf einigen größeren privaten Fernsehsendern Werbung für eine Blasenhexe. Sie fragen sich, was das ist? Gut so!

Wenn man erst nur den gesprochenen Begriff hört, denkt man bei Blasenhexe zuerst an ein Wundermedikament, das Blasen an den Füßen entfernt, oder an etwas, das eine Blasenentzündung ruckzuck weghext. Dann sieht man aber, worum es geht – es ist ein Spiel für Facebook und Handy, das eigentlich „Bubble Witch Saga 2“ heißt.

Screenshot der Spiele-App Bubble Witch Saga 2
Titel Bubble Witch Saga 2 © King Digital Entertainment

Es ist schon kurios – da macht sich mal jemand die Mühe und übersetzt einen (noch gar nicht mal wahnsinnig exotischen) englischen Begriff aus der Tech/Entertainment-Welt – und dann bin ich wieder nicht zufrieden. Die Übersetzung ist aber einfach nicht attraktiv. Warum man hier nicht einfach den Originaltitel ließ, der im Werbefilm ja auch auf dem Bildschirm eines exemplarischen Anwendungsgerätes erscheint, ist mir schleierhaft.

Da man nicht nur kritisieren soll, sondern auch konstruktiv unterstützen, hier eine schlichte, aber effektive Alternativlösung zur Vermarktung dieses Casual Games: Man hätte zum Beispiel von der Hexe mit den Seifenblasen sprechen können. Auch Zauberblasen wären eine Option gewesen – einfach und verständlich, dennoch nicht hässlich, und nicht zu lang für den Off-Text. Was bei der Namensfindung wichtig ist, finden Sie auf der Website der Namensagentur.

Hier, wie das Spiel in Aktion aussieht:

Screenshot der Spiele-App Bubble Witch mit vielen bunten Blasen
Screenshot Bubble Witch Saga 2 © King Digital Entertainment

PS: Vielen Dank an Komm.Passion bzw. King Entertainment für das Bildmaterial.

Wie man einen Begriff ausschlachtet und Geld damit macht

Der Mittelstand – Ausbeutung und Abwertung eines Begriffs.

Haben Namen tatsächlich Macht? Können Namen etwas bewegen? Diese Fragen hört man als Namensexperte häufig. Definitiv ja. Hier ein Beispiel, wie fatal diese Macht sein kann. Wenige Begriffe in Deutschland sind so positiv besetzt wie „der Mittelstand“. Der Mittelstand in Deutschland steht für Familienunternehmen, die zwischen 100 (wie der oberbayerische Messspezialist Steinbichler, ein klassischer Hidden Champion) und durchaus 20.000 Mitarbeiter haben können (z.B. der Maschinenbauer Trumpf). Mittelständler gelten als solide finanziert und stehen auf der Skala der Vertrauenswürdigkeit den Finanzinvestoren (Stichwort „Heuschrecken“), diametral gegenüber. Klar definiert (vielleicht sogar gesetzlich) ist der Begriff aber nicht. Klar hingegen ist, dass sich mit dem Begriff gerade im Finanzsektor sehr gut werben lässt.

Die Idee

Im Jahr 2010 hatte die Börse Stuttgart die Idee, eine neue Geldquelle zu erschließen. Die Zinsen waren im Sinken und mit Anleihen ließ sich wenig Geld verdienen. Die Zahl der Privatanleger, die dem Autobauer VW zu 2,5% sicher, aber mager verzinst, Geld leihen wollten, wurde überschaubar. Also schuf man das neue Anleihensegment „Bondm“ Dass diese hochrentierlichen und hochriskanten Anleihen insbesondere für Privatanleger gedacht waren, darauf deutete bereits die typische Stückelung von 1.000 Euro hin (nicht 50.000 oder 100.000 Euro wie für institutionelle Anleger). Der Namenshintergrund „Handelssegment für Anleihen mittelständischer Unternehmen“ war attraktiv und wurde von der Öffentlichkeit schnell adaptiert als: Mittelstandsanleihen. Entsprechende Fonds beziehen sich auch auf diesen Begriff. Der Erfolg war groß, die Frankfurter Börse zog bald nach. Als Zeichen für die Dimensionen des Themas und des Gelderlöses kann die Google-Suche gelten. Wenn man bei Google „Mittelst“ eingibt, ergänzt die Vorschlagsfunktion schon an zweiter Stelle – nach dem puren Begriff – genau – Mittelstandsanleihen.
Emissionskandidaten für diese Anleihen gab es zuhauf in Deutschland. Wer aber mit Mittelstandsunternehmen wie dem Antennenspezialisten Kathrein oder dem Maschinenbaukonzern Voith gerechnet hatte, der sah sich getäuscht. Es kamen aussichtsreiche Kandidaten ans Licht[IB4], aber auch solche, die schlicht auf keinem anderen Wege mehr Geld beschaffen konnten. Mit dem eingenommenen Geld lösten sie z.B. einfach Altschulden ab. Lustigerweise waren darunter sogar Finanzinvestoren, die für die Benamung der Anleihen wohlklingende Markennamen ihrer Töchter verwendeten.

„Mittelstandsanleihen“

Die Privatanleger – nun ja, sie tappten in die Falle. Sie wunderten sich auch 2014 nicht, warum man für eine Brasilienanleihe 4% und bei VW 1,5% bekommt, aber hier, im Mittelstand, lässige 7,5%. Also Zinsen, die auf dem gewöhnlichen Markt überhaupt nicht zu erreichen waren. Hätte man da stutzig werden sollen? Ja, hätte man werden können und sollen. Der Segmentname „Mittelstandsanleihen“ hat sicher sein Scherflein dazu beigetragen, das Gesamtvolumen von mittlerweile weit über 5 Milliarden Euro bei der optimistischen Masse unterzubringen. Aber ein Teil der Firmen kann mittlerweile seine Anleihen wegen Problemen wie z.B. Insolvenz nicht mehr bedienen. Weder Zinsen noch die Anleihe selbst können zurückgezahlt werden. Und die Liste der Ausfälle wird länger und länger: Solar Millennium, Alpine Holding, WGF, SIAG Schaaf, Solarwatt, Getgoods, SiC Processing, Rena, Strenesse, Zamek. Der englische Begriff „Junk Bond“, also auf Deutsch „Ramschanleihe“ wäre passender gewesen. Oder die Neuschöpfung der „Sub-Junkbonds“. Übersetzen kann diesen Namen jeder still für sich.

Symboldarstellung einer Kursentwicklung bei Mittelstandsanleihen
© Namensentwicklung Werner Brandl

Geschick oder Etikettenschwindel?

Vermutlich beides. Es war natürlich eine astreine Ausbeutung des Begriffs „Mittelstand“ durch Irreführung und Täuschung – aber wer hätte dagegen angehen können? Der Mittelstand, der nicht mitmacht bei solchen Finanzierungsrunden? Selbst wenn die Ausfallquote in diesem Segment von derzeit 20 Prozent noch weiter steigt, den positiven Ursprungsbegriff selbst können hoffentlich die beteiligten Ratingagenturen, Börsen, Banken und Unternehmen, die hier wirken, langfristig nicht zugrunde richten. Wie gesagt, hoffentlich.

Der Begriff „Mittelstand“ hat leider Schaden genommen, der Ruf des Mittelstands ist durch die Mittelstandsanleihen ramponiert. Auf seinem Rücken sind Geschäfte gemacht worden, die originär nicht dazu passen. In Milliardendimensionen ist Geld verdient – und verloren worden. Einem soliden Mittelständler kann man sicher nicht dazu raten, sich in diesem Segment zu exponieren.

PS: Der Lackieranlagenbauer Dürr hat seine neue Anleihe nicht mehr in diesem Segment platziert, sondern ganz konventionell bei den Unternehmensanleihen an der Börse. Gratulation! Und die Semper idem Underberg, die Ihre Marke „Underberg“ für die Platzierung im Mittelstandssegment genutzt hatte, verlegt sich gleich auf eine Privatplatzierung. Ach ja, und eine neue Pleite gibt es auch: Mox Telecom, mal ein etwas überraschenderer Kandidat. Hier mehr dazu. Das ist natürlich nicht der aktuelle Stand, denn fast täglich kommen neue Unternehmen dazu.

 

Agenturnews: Naming Corio – neue B2B Produktreihe von Julabo fürs Labor

Julabo, der Spezialist für Labortemperierung, präsentiert eine neue Produktreihe. Der Name stammt aus meiner Feder: Corio.

Julabo Corio CD BC4 + BT5 Temperiergeräte

Vor über einem Jahr begann die Arbeit am Projekt „Namensfindung für eine neue Reihe von Laborthermostaten“ für den badischen Marktführer Julabo. Zur B2B Messe Analytica 2014 in München wurde die neue Reihe der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie fragen sich vielleicht, was dazwischen lag. Tja, einiges: Eben die Namensfindung, dann die rechtliche Sicherung des Namens, und natürlich jede Menge Entwicklungsarbeit durch die Ingenieure von Julabo. Die Geräte sind ja schließlich komplette Neuentwicklungen.

Julabo bemerkt dazu: „Mit der neuen Serie `CORIO´ führt JULABO die Tradition praxisperfekter Temperiergeräte fort, die mit der Erfindung des Glaskontaktthermometers durch den Vater des Firmengründers, Gerhard Juchheim, begann. Der Name CORIO (abgeleitet von engl. core = Kern) ist dabei Programm, denn technisch bieten die Laborthermostate alle essentiellen Funktionen für die Routineaufgaben im Labor.“

Hier ein Detailbild des Kopfes (der letztlich auch irgendwie das Herz des Gerätes ist):

Temperiergerät Labor Julabo Corio CD HR 02 Kopf

Vielen Dank an Julabo für das Bildmaterial!

Wer gerne mehr zum Projekt, anderen Projekten von B2B-Branding und meiner Arbeitsweise erfahren möchte – Näheres dazu finden Sie auf der Website der Naming-Agentur.

Topp statt Flopp: „Volgaz“-Sekt aus der Schweiz.

„Volgaz”, der Name eines Schweizer Sektes. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. So ging es mir leider in diesem Fall. Während ich erst dachte, dies wäre eines der üblen Saufwortspiele – die Namen der entsprechenden Produkte machen in Deutschland ja vor keiner Geschmacklosigkeit halt – ist hier alles anders.

VOLGAZ Sekt aus der Schweiz von Volg

Dies ist kein Sekt für eine Vollgas-Party bis zum Abwinken, sondern es ist ein Sekt herausragender Qualität der seriösen Schweizer Handelskette Volg. Der Name „Volgaz“ lässt sich einfach herleiten. Erstens aus dem Namen der Kette bzw. dem Namen der Schwesterfirma „Volg Weinkellereien“, die den Sekt aus Schweizer Trauben aus dem Zürcher Weinland erst vinifiziert und schließlich versektet. Zweitens aus dem eine herausragende Produkteigenschaft vermittelnden „gazeuz“.

 

So kommt es, dass im Kontext der Marke „Volg“, des Produktes mit seinen Eigenschaften und nicht zuletzt auch der Differenzen zwischen Hochdeutsch und Schweizerdeutsch, ein Produktname entstanden ist, der keinerlei negative Assoziationen oder auch nur Gefühle von Unpassendheit vermittelt. So kann man sich täuschen. Für den Export ins deutsche Ausland würde sich allerdings ein Namenstest anbieten.

 

Herzlichen Dank an Tamara Scheibli von Volg für Aufklärung der Hintergründe und Überlassung des Bildmaterials. Für die besonders Interessierten (und die mit Zugang zu Volg-Geschäften) geht es hier direkt zu Volg.

 

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